Heftige Kritik üben die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer an der Stadt Bad Vilbel. Sie sehen sich erneut von den verantwortlichen Politikern alleingelassen und haben den Eindruck, nur Ordnungshelfer in den Unterkünften zu sein. Vor allem das Problem, bezahlbaren Wohnraums für die Flüchtlinge zu finden, werde vernachlässigt.
Bad Vilbel. Dass es zwischen engagierten Flüchtlingshelfern und der Bad Vilbeler Verwaltung Konfliktpotential und Reibereien gibt, kam bereits im August 2016 deutlich zu Tage, als der Verein Flüchtlingshilfe Vertreter der Stadt unter dem Motto „Wenn die Ehrenamtlichen allein gelassen werden“ einlud. Schon der Umstand, dass es nur die unmittelbar Zuständigen im Sozialamt waren, die sich dem Gespräch stellten, sorgte damals für Unmut.
Zwar wurde zwischenzeitlich eine Hauptforderung von damals erfüllt, eine hauptamtliche Stelle in der Flüchtlingskoordination, doch die Probleme sind offenbar geblieben.
Susanne Förster, städtische Flüchtlingskoordinatorin und Mitbegründerin des Vereins, bekannte damals: „Mein Herz schlägt in beide Richtungen“, in die der Verwaltung und die der Helfer. Dann klagte sie, Ehrenamtliche, die ihre Grenzen gnadenlos überschritten hätten, suchten als Schuldigen die Stadt. Kurz darauf verließ sie wortlos den Saal, gekränkt durch Vorwürfe, sie kaufe nur das Billigste für die Unterkünfte und habe kein Verständnis für die Nöte. Zermürbend sei vor allem das Herumirren zwischen den Behörden, von dem damals eine Dortelweiler Hauspatin berichtete.
Sie wollte einer Familie aus Eritrea zu einer Krankenversicherung verhelfen, „eine mittlere Katastrophe“, denn sie wurde über Wochen hin- und hergeschickt zwischen Ausländerbehörde, Sozialamt, Jobcenter und Krankenkasse.
Komplexe Probleme
„Die Probleme sind in dieser Zeit komplexer geworden“, stellt Vereinsvorsitzende Angelika Ungerer fest. „Aber eins ist geblieben: Die fehlende aktive Unterstützung durch die Stadt und deren politischer Führung.“ Das habe sich jüngst am Runden Tisch der Flüchtlingshelfer gezeigt, zu dem der Fachbereich Soziale Sicherung am 28. Juni eingeladen hat.
Außer den direkt involvierten Personen des Sozialamtes habe kein anderer Vertreter der Stadt den Weg dorthin gefunden.
Auch die Vertreter des Sozialamts hätten auf Kritik mit Unverständnis reagiert, auf andere verantwortliche Ebenen verwiesen oder auf die Problematik in der Realisierung kurzfristiger Lösungen. Dabei, so Ungerer, gebe es Handlungsbedarf, um derzeit etwa 120 anerkannte Geflüchtete, Tendenz steigend, mit eigenem, bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Es gehe um mittel- bis langfristige Entscheidungen für den sozialen Wohnungsbau – und das nicht nur für Geflüchtete. „Hierzu kaum oder gar keine Stellung zu beziehen lässt sich nur zum Teil den anwesenden städtischen Vertretern anlasten“, räumt Ungerer ein.
Keine Wertschätzung
Nicht Dankesformeln an die freiwilligen ehrenamtlichen Helfer, sondern das Handeln gebe „Ausdruck über die wirkliche Wertschätzung solcher Arbeit“. Integration könne nur gelingen, wenn Ehrenamt und Politik an einem Strang ziehen. Gefordert seien Interesse, Bereitschaft, Kompetenz und haushaltspolitische Entscheidungen. Wenn jedoch „als einziger Eindruck zum Schluss bleibe, Helfer hätten als verlängerter Arm der Stadt in den städtischen Unterkünften für Ordnung zu sorgen, wird das der Motivation der Handelnden wenig zuträglich sein“, monieren die Flüchtlingshelfer.
Auf die Kritik reagiert Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) mit dem Hinweis auf weitere Unterstützung bei der Schaffung von Wohnraum: „So zahlt die Stadt dem Verein eine Vollzeitstelle, die genau für die Vermittlung von Wohnraum und Arbeitsplätzen zuständig ist.“
Außerdem werde in Kürze das sogenannte Luxhaus, also das Haus mit Mini-Appartements in der Homburger Straße 66 b, bezugsfertig sein, welches an anerkannte Flüchtlinge vermietet werden soll. Darüber hinaus laufe gerade eine interne Prüfung von Grundstücken in der gesamten Stadt. „Dort sollen möglicherweise weitere solcher Häuser errichtet werden können, da sie schnell und flexibel gebaut werden können.