Karben. Was soll aus Groß-Karben werden? Diese Frage stellen sich zurzeit etliche Bürger in Arbeitskreisen rund um die Dorferneuerung Groß-Karben, und sie haben eine Antwort gefunden: „Groß-Karben – im Kern lebendig“. Erarbeitet wurde seit dem August 2008 in Zusammenarbeit mit dem Moderationsbüro pro regio, welche Projekte im öffentlichen Raum des Karbener Stadtteils sinnvoll, wünschenswert und umsetzbar sind.
Mit einer Fragebogenaktion versuchten die engagierten Bürger auszuloten, wie die erarbeiteten Projekte bei der „Dorf“-Bevölkerung ankommen. 200 ausgefüllte Fragebögen kamen zurück. Mit 165 Nennungen stehen bei den Groß-Kärbern das Schaffen von Plätzen zum Treffen, Verweilen und sportliche Aktivitäten für Jung und Alt im Ortskern, an der Nidda und im Wald an erster Stelle. Angedacht sind etwa zwölf Projekte, darunter ein Kreativ-Zentrum im Degenfeldschen Schloss oder, unter dem Stichwort „Nizza in Karben“, ein Freizeitgelände an der Nidda mit Strand, Liegewiese und kleiner Gastronomie. Ein viel genannter Wunsch: die Bahnhofstraße zur verkehrsberuhigten Straße umzugestalten.
Die Arbeitskreise Dorferneuerung hatten kürzlich Gewerbetreibende zu einem Gespräch eingeladen, um Anreizmodelle für Einzelhandel und Dienstleistung zur Verbesserung der Grundversorgung zu diskutieren. Die Dorfmitte mit Leben zu füllen, sei ein Ziel der Projekte der Dorferneuerung, versuchte Hannes Werner Busse von pro regio den wenigen erschienenen Gewerbetreibenden zu erklären. Über das Nizza-Strand-Projekt könnten besonders Ausflügler und Radtouristen in den Ort hineingelotst werden, die im Dorfkern kulturelle wie kulinarische Angebote vorfinden müssten.
Einer der Leitsätze, die den Projekten zugrunde liegen, ist die Sicherstellung der Grundversorgung im Stadtteil. Noch gibt es einige Geschäfte, Dienstleister und Gastronomie in der Bahnhofstraße im Bereich des Fördergebietes der Dorferneuerung wie Bäcker, Fahrschule, Mode-Boutique, Computer-Händler, Schreibwarenladen, Fernsehfachgeschäft, Secondhandladen, Reisebüro, China-Schnell-Restaurant und Kebab-Imbiss, Nagel- und Sonnenstudio.
Sich mit den Dingen des täglichen Bedarfs in unmittelbarer Nähe zu versorgen, ist ein immer wieder gehörter Wunsch. Die Realität sieht aber anders aus. Das stellte Werner Vieth, Vorsitzende des Gewerbevereins, kürzlich bei einem Treffen heraus. Die Konkurrenz der großen Discounter und Ketten mache den kleinen Läden das Leben schwer. Gerade erst habe das Lebensmittelgeschäft gegenüber der Kirche am Dallesplatz seine Pforten geschlossen.
Ein Modell zur Grundversorgung sei ein Markt-Treff-Zentrum, in dem Lebensmittel ebenso zu finden seien wie Post-Service, Lotto, Dependancen von Versandhäusern und vieles mehr, versucht Hannes Werner Busse Mut zu machen und die Möglichkeiten zu sehen. Auch eine verkehrsberuhigte Straße, das hätten andere Dorferneuerungen gezeigt, verbessere die Situation für den Einzelhandel.
Der beim Treffen anwesende Bäcker Georg Troß sorgte sich, dass durch den Bau der Nordumgehung ein Teil seiner Kunden wegbleiben würde, die, auf dem Weg zur Arbeit, bei ihm für den Tag einkauften. Als die Heldenberger Straße saniert und gesperrt war, hätten sie deutlich geringere Einnahmen zu verzeichnen gehabt, erklärt auch Andrea Troß. Die Troß’ hätten schon einmal für wenige Tage ausprobiert, ein Straßen-Café im Bereich der ehemaligen Gemeindewaage anzubieten. Das könne ganz im Sinne der Dorferneuerung zur Belebung beitragen.
„Die Dorferneuerung kann nur einen Anreiz bieten und das Umfeld schaffen“, stellt Busse heraus. Es sei selbstverständlich, dass sich der Einzelhandel nur halten könne, wenn er innovativ die Chancen nutze, besondere Angebote kreiere und wenn die Groß-Kärber mitmachten und vor Ort einkauften.
Die Projektphase steht kurz vor ihrem Abschluss: Am Freitag, 3. April, findet ein nicht-öffentliches Koordinierungstreffen statt, bei dem die aktiven Bürger aus den Arbeitskreisen die einzelnen Projekte vorstellen. Am Ende werde ein Dorferneuerungskonzept erstellt, in dem festgehalten wird, was in den nächsten neun Jahren umgesetzt wird, erklärt Hannes Werner Busse von pro regio.