Auf jedem Joghurt steht es drauf: das Mindesthaltbarkeitsdatum. Wenn es sich nähert, gibt es die Lebensmittel billiger oder die Supermärkte geben es einer Tafel, wo sie dann Menschen zugute kommen, die wenig Geld zum Leben haben. Manches würde sich noch viel länger halten, muss aber verkauft werden, weil es keine Saison mehr hat. Jetzt gerade sind Schokoladenosterhasen viel günstiger. Das Osterfest ist vorbei und bis nächstes Jahr würden sie sich nicht halten (oder doch?). Manches hält sich bei richtiger Behandlung erstaunlich lange. Ich habe gehört, dass man gekochte Eier nicht kalt abschrecken soll, weil sonst Bakterien aus dem Wasser durch die Schale ins Ei dringen und es so weniger lange haltbar ist. Das habe ich bisher falsch gemacht – wenn es denn stimmt. Na ja, irgendwann wird das Ei auf jeden Fall ungenießbar. Nichts ist ewig haltbar.
Alles geht weiter. Ostern ist auch schon wieder gefeiert und das Jahr ist schon längst nicht mehr ganz so jung. Ich auch nicht, denke ich mir, wenn der Spiegel immer mehr Falten zeigt. So ist der Lauf der Dinge. Aber ist das nicht traurig? Wenn es nicht mehr um Schokoladenhasen, Eier oder Falten geht, schon. Je älter wir werden, umso mehr liebe Menschen haben wir in der Regel verloren und umso näher kommen wir unserem eigenen Tod.
Das stimmt, aber nur für die Zeit hier auf Erden. Die ist begrenzt und hier ist wirklich alles endlich. Denn seit dem ersten Osterfest, seit Jesus auferstanden ist, feiern wir, dass Gott Leben schaffen kann, vor und nach dem Tod. Seit Ostern feiern wir, dass seine Liebe auch den Tod überdauert und dass er uns erneut Leben schenkt. Wir können uns nicht vorstellen, wie ein Leben nach dem Tod aussehen kann. Aber das heißt ja nicht, dass Gott das nicht schaffen könnte. Er hat ja auch einmal alles Leben hier geschaffen. Das kann ich mir auch nicht vorstellen, erlebe es aber. Jedes Jahr spüre ich, wie schön es ist, wenn alles nach dem Winter zu neuem Leben erwacht. Das ist auch eine österliche Erfahrung. Ostern bedeutet, dass unsere Zeit hier abläuft, wie eine Sanduhr, aber danach kommt etwas Neues. Das heißt es, dass ich meiner ablaufenden Zeit nicht nachtrauern muss oder krampfhaft versuche, möglichst viel zu erleben. Ich finde, Ostern macht nicht nur fröhlich, sondern vor allem auch gelassen. Ich habe nicht nur meine Zeit auf der Erde, sondern danach eine ganze Ewigkeit.
Übrigens: die Osterzeit geht dem Kirchenjahr nach bis Himmelfahrt. Sie können es also getrost noch feiern (auch nach Himmelfahrt). Ostern kann eine Lebenseinstellung voll heiterer Gelassenheit vermitteln. Solche Ostern wünsche ich Ihnen.
Ihre Pfarrerin Ulrike Mey,
Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel