Häuslebauer mit eigener Strom-Tankstelle – das ist nicht nur die Zukunftsvision des dritten hessischen Elektromobilitätskongresses. Sondern auch die Vorschau auf ein Bad Vilbeler Modellprojekt von bundesweiter Bedeutung.
Bad Vilbel. „Es gibt nicht Gutes – außer man tut es“, zitiert Wirtschaftsstadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) Erich Kästner. Die hochkarätige Versammlung von Experten, Bundes-, Landes- und Ministerialbeamten im Kulturforum ist auch ein Verdienst seines Netzwerk-Strickens unter dem Motto „Immobilien machen mobil“.
Wenn siebzig Prozent der Umwelt-Immissionen aus den Bereichen Verkehr und Wohnen kommen, dann müsse man diese Bereiche koordinieren, fand er und brachte in Berlin die Bau- und Verkehrsabteilungen des Bundesministeriums, aber auch Landespolitik, Firmen und Forschung zusammen. „Nur elf Sitzungen in zwei Jahren, um so komplexe und schwierige Projekte hinzukriegen“, das habe ihn selbst überrascht. Und das „ohne staatliche Förderung“.
Das Resultat: die beiden ersten deutschen Modellsiedlungen der Energie-Plus-Häuser entstehen in der Metropolregion Rhein-Main: im Bad Vilbeler Quellenpark, wo am 8. März Spatenstich ist für acht Doppelhaus- und acht Reihenhaus-Häuser und auf dem Frankfurter Riedberg ein Haus mit 20 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen mit Baubeginn im Herbst. In den Häusern wird durch Photovoltaik, Wärmepumpen und computergesteuertes Gerätemanagement mehr Energie erzeugt, als verbraucht wird. Deshalb gehört zu den je 500 000 Euro teuren Doppelhaushälften im Quellenpark auch eine Stromtanksäule für Elektroautos. Draußen vor dem Forum parkte bereits ein Opel Ampera, eines dieser in der Grundausstattung 42 000 Euro teuren E-Autos wird unter den Vilbeler Käufern der Energie-Plus-Häuser verlost. Mit dem Batteriespeicher kommt der 150-PS-Wagen 60 bis 80 Kilometer weit, aber er hat auch einen kleinen Benzintank für den „Reichweitenverlängerer“, einen Dynamo, der Strom für bis zu 550 Kilometer-Strecken produziert.
Gerade sei das letzte der Häuser verkauft worden, sagt Günter Baum, Vorstand des Fertighausherstellers Bien-Zenker. Gebaut werden vier Energie-Plus-Doppelhaushälften im Karree und acht Wohneinheiten in Reihenhäusern mit „KfW Effizienzhaus 55 Standard“. Die künftigen Hausbesitzer sollen bereits im Herbst 2013 in ihre neuen Häuser einziehen können. Mit dem rechnerischen Überschuss von 3548 Kilowattstunden pro Jahr könne ein Elektroauto jährlich 17 400 Kilometer weit fahren.