Karben. Wo steht Karben in 50 Jahren? Das sei die zentrale Frage des ersten Gesprächsabends der Karbener Bürgerstiftung im Groß-Karbener »Kuhtelier« gewesen. Seit neun Jahren gibt es die Bürgerstiftung »Unser Karben«. Ihr Zweck ist es, mit gezielten Aktionen dort einzuspringen, wo Geld fehlt, um das Leben in Karben zu bereichern. Von der Sprachförderung von Schulkindern über den Weihnachtswunschbaum im Rathaus bis hin zu Konzerten habe die Stiftung viel bewegt. Nun bereichere der Stiftungstalk das Angebot, heißt es in einer Mitteilung. Erster Gast ist Bürgermeister Guido Rahn (CDU) gewesen.
Die Zukunft
der Stadt im Blick
Wie sich Karben in den nächsten 50 Jahren entwickelt, vermochte Rahn nicht zu prognostizieren. Für die nächsten fünf bis zehn Jahre aber habe er einige Ideen. Die Infrastruktur, vor allem mit Blick auf die Kitas, müsse ausgebaut werden, um dem Zuzug junger Familien gerecht zu werden. Glasfaser, Straßenbau, Sporthallen und ein Kulturangebot würden auf der To-do-Liste des Bürgermeisters stehen.
Damit diese Ideen umsetzbar sind, behandelt Rahn eine andere Aufgabe mit höchster Priorität: »Die Basis für alle Ideen und Pläne sind solide Finanzen. Dafür zu sorgen, das ist eine nicht zu unterschätzende Kernaufgabe«, sagt Rahn.
Momentan stehe die Stadt finanziell gut da. Das Blatt könne sich aber rasch wenden, erklärt Rahn im Gespräch mit Stiftungsvorsitzender Regine Feyl und dem Vorsitzenden des Stiftungsrats Peter Mayer. Der Bürgermeister nennt die Entwicklungen um den Continental-Standort in Karben als Beispiel. »Dort sollen knapp 1000 Stellen gestrichen werden. Das sind zum großen Teil Menschen, die in Karben leben und hier ihr Geld ausgeben. Das hat Folgen für die ganze Stadt.«
Es bleibe wichtig, die Stadt weiter zu entwickeln, um mit soliden Finanzen auch Unerwartetes verkraften zu können. »Ich halte nichts von Ideen, dass Karben irgendwann mal 40 oder 50 000 Einwohner hat. Das ist nicht meine Vorstellung für meine Heimatstadt«, sagt Rahn.
In Zukunft solle nur noch die neue Innenstadt, im fußläufigen Areal rund um den Bahnhof Groß-Karben, mit Neubaugebieten entwickelt werden. Dann läge der Fokus auf den alten Ortskernen der sieben Stadtteile.
Es gebe viel zu tun. Die Bürgerstiftung möchte sich nach Leibeskräften dabei einbringen. Feyl und Mayer wollten wissen, welche Initiativen sich der Bürgermeister von der Stiftung erhoffe.
Rahn sieht in der Bürgerstiftung einen Vorteil: »Sie können viel freier und direkter agieren, als die Stadt.« Wenn der Stadt die Hände gebunden seien, weil Bürokratie und Sachzwänge ein spontanes Handeln erschweren, dann könne die Stiftung einspringen und auf die Schnelle dort Gutes tun, wo es gebraucht werde.
Damit die Stiftung ein detailliertes Bild gewinnen kann, welche Projekte in der Stadt gewünscht sind, gibt es nun vierteljährlich den Stiftungstalk mit wechselnden Gästen. Dabei soll vor allem das Publikum gehört werden, was in der ersten Ausgabe flugs umgesetzt worden sei. Besonders die Interessen der Jugend und der Senioren scheinen den ersten Talk-Gästen eine Herzensangelegenheit zu sein. Die Stiftung stellte daraufhin in Aussicht die Jugend mit ins Boot holen und befragen zu wollen.
Der neue Vorsitzende des Seniorenbeirats, Fritz Amann, machte sich dafür stark, dass in den Stadtteilen attraktive Treffpunkte für ältere, aber agile Menschen geschaffen werden. Eine ähnliche Funktion könnte die Neue Mitte erhalten. Die praktischen, aber wenig hübschen Marktplatzbuden, die schon für einige Anlässe genutzt wurden, inspirieren zur Idee, dort einen ansehnlichen und multifunktionalen Pavillon entstehen zu lassen.
Die Liste, die die Bürgerstiftung aus diesem Abend mitgenommen habe, sei lang. Potenzial gebe es noch bei der Zahl der Teilnehmenden, da hätten sich die Macher durchaus mehr Gäste gewünscht.
Der nächste Stiftungstalk sei für März 2022 geplant. (zlp)