Die Stadt Karben soll noch stärker als bisher als Vermieter günstiger Wohnungen auftreten. Das fordert die Karbener SPD – und stößt damit auf wenig Gegenliebe bei der Stadtregierung.
Karben. Ganz so, wie es sich SPD und Linke erhofft hatten, verlief die Debatte im Januar nicht. Mehr Sozialwohnungen hatte die Linke per Antrag ans Stadtparlament gefordert – und scheiterte. Direkt bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) drängte offenbar auch SPD-Fraktionschef Thomas Görlich darauf.
Er habe sich „im zuständigen Gremium“ dafür eingesetzt, dass die zwei geplanten Mehrfamilienhäuser im künftigen Groß-Karbener Neubaugebiet Waldhohl im Besitz der Wobau bleiben. Das erklärt Görlich, der Mitglied des Aufsichtsrats der Wobau ist, per Pressemeldung seiner Partei.
Für sechs Millionen Euro will die Wobau an der Waldhohl die beiden Häuser errichten. Sie entstehen auf einem 3400 Quadratmeter großen Areal an der Zufahrtsstraße zum Stadion in Höhe des Grundstücks der gegenüberliegenden Kurt-Schumacher-Schule.
Die beiden Häuser sollen baugleich werden, erläutert Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU), der für die Wobau zuständig ist. Allerdings wolle die städtische GmbH die 16 Wohnungen eines der beiden Häuser als Eigentumswohnungen verkaufen. Im anderen Haus sollten alle 18 Wohnungen, die etwas kleiner ausfallen, im kommunalen Besitz bleiben, erläutert Stein – und zwar dauerhaft. Die Wobau peile einen Quadratmeter-Mietpreis von neun Euro an, der für einen Neubau „absolut angemessen und nicht zu hoch“ sei.
Der SPD genügt das nicht: Alle beide Häuser müssten „im Besitz des städtischen Eigenbetriebes verbleiben und sozial gerecht vermietet werden“, erklärt Fraktionschef Görlich. „Wir sind nicht dafür, dass – wie von der Stadt beabsichtigt – eines der beiden Häuser veräußert wird.“ Seiner Meinung nach sei es die Hauptaufgabe der Wobau, Sozialwohnungen und bezahlbaren Wohnraum in Karben vorzuhalten beziehungsweise zu bauen.
Uneins über Finanzen
„Die Wobau unterliegt nicht den Renditevorgaben von Investoren“, so Görlich. Daher stelle sich die Frage, warum ein Gebäude, das günstig gebaut wurde, veräußert werden solle. Seien die Wohnungen erst einmal verkauft, würden die Quadratmeter-Mietpreise über denen vom städtischen Nachbargebäude liegen – bei gleicher Ausstattung. „Das ist nicht karbengerecht“, so Thomas Görlich. Den Begriff „karbengerecht“ nutzen die Sozialdemokraten als Werbespruch.
Mit dieser Ansicht beißt die SPD im Rathaus mit der Regierung unter CDU/FW/FDP-Führung auf Granit. Dass die Wobau eine Rendite erwirtschaften und an die Stadt überweisen solle, sei eine Vorgabe, die die SPD selbst 2008 in den Gesellschaftervertrag hineingeschrieben habe, hatte Stadtrat Stein schon vor zwei Jahren erinnert.
Mindestens ohne Schulden will die Wobau daher auch beim jetzt anstehenden Sechs-Millionen-Euro-Projekt auskommen: Mit dem Verkauf der Wohnungen aus einem der beiden Häuser fließe genug Geld in die Kasse, um das Gesamtprojekt zu bezahlen, sagt Otmar Stein, ohne Schulden zu machen. „Das ist eine vernünftige Finanzierung.“
Kein Projekt Lohgasse
Natürlich sei grundsätzlich auch der Verbleib beider Häuser in städtischem Besitz denkbar. „Alles ist möglich, wenn man genug Geld hat“, erklärt der Stadtrat. Doch habe das Stadtparlament – auch auf Drängen der SPD – der Wobau vorgegeben, im Burg-Gräfenrodener Baugebiet Sohlweg II ebenso ein Mehrfamilienhaus zu errichten. Alle Projekte zeitgleich nur auf Stadt-kosten zu bauen sei unmöglich, sagt Otmar Stein. „Das würde die Finanzkraft unserer kleinen Wobau überschreiten.“
Derweil hat die Wobau ein seit längerem geplantes Vorhaben zu den Akten gelegt: In zweiter Reihe an der Lohgasse in Klein-Karben hatte sie hinter einem ihrer Mehrfamilienhäuser ein weiteres errichten wollen. Weil die Baubehörde in Friedberg diese Bebauung in zweiter Reihe ablehne, sei man von dem Vorhaben abgerückt, erläutert Stadtrat Stein.
Somit könnten nun alle Kräfte auf die geplanten drei Häuser fokussiert werden: Für die Waldhohl beispielsweise sei in Sachen Planung „alles vorbereitet bis zur Baugenehmigung“. Allerdings muss das Baugebiet als solches zunächst noch genehmigt werden. Das aufwändige Verfahren dafür läuft zwar, dürfte aber mindestens bis in die zweite Jahreshälfte hinein dauern. (den)