In Karben muss mehr geschehen, um billige Wohnun- gen anzubieten. Diese Forde- rung erneuert die Linke. Es gibt nach wie vor günstige Unterkünfte. Das zeigen Zahlen, die die Stadt vorlegt.
Karben. Uwe Maag fühlt sich bestätigt. Der Linken-Stadtverordnete hatte per parlamentarischer Anfrage nachgehakt in Sachen günstigen Wohnraums. Die Antwort von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) war für Maag Wasser auf die Mühlen. In ihr habe Rahn „angedeutet, dass es in Karben keine Wohnungen gibt, die sich preislich innerhalb der Mietobergrenzen bewegen“.
Für den Linken-Politiker ist das ein Unding. Denn wenn derart billige Wohnungen in Karben fehlten, bedeute dies, „dass Personen und Familien, die Hartz IV beziehen, Rentner und abhängig Beschäftigte, die aufstocken müssen, sich das Leben in Karben nicht leisten können“, schimpft Maag. „Ein nicht zu akzeptierender Zustand.“
Kaum Platz fürs Kind
Der Bürgermeister fühlt sich mit Maags Interpretation missverstanden. Er habe nicht gesagt, dass es keine Wohnungen in Karben gebe, deren Miete innerhalb der Obergrenzen liege. Vielmehr habe er Maag gebeten, sich dazu beim Wetteraukreis kundig zu machen. Denn dieser lege die Obergrenzen fest.
Diese sieht man auch im Karbener Rathaus kritisch. Denn in der südwestlichen Wetterau – von Ober-Mörlen über Niddatal bis Bad Vilbel – seien die Sprünge bei den Familiengrößen „nicht immer plausibel“, so Rahn. Beispiel: Für drei Personen akzeptiert der Kreis eine Maximalmiete von 480 Euro als angemessen, für vier Personen aber nur 520 Euro. Für zwei Personen liegt sie bei 380, für eine bei 360 Euro. Als Folge könnte eine Familie für ein zweites Kind gerade einmal sechs Quadratmeter mehr anmieten, hat Rahn auf Basis der Durchschnittsmiete der städtischen Wohnungen berechnet.
Auf diese Problematik habe er die neue Sozialdezernentin des Kreises, Stephanie Becker-Bösch (SPD), bei deren Antrittsbesuch in Karben hingewiesen, erklärt der Bürgermeister. Allerdings widerspricht er grundlegend den Behauptungen Maags. Wie viele Wohnungen in Karben innerhalb der Obergrenzen vermietet würden, wisse schlicht niemand.
Immerhin für die Stadt und ihre städtische Wohnungsbaugesellschaft als Vermieterin kann Guido Rahn aber konkrete Daten nennen. Die sind dann doch ein wenig überraschend: „Die Mehrzahl der Wohnungen der Wobau liegen unterhalb der Mietobergrenzen des Kreises.“ In einigen der Stadt-Wohnungen lässt es sich sogar äußerst günstig leben.
Die Preisspanne bei den Mieten beginnt bereits bei 3,09 Euro je Quadratmeter bei frei finanzierten Wohnungen. Sie reicht bis 8,19 Euro. Dabei lägen nur sieben Wohnungen oberhalb von sieben Euro, 45 aber darunter. Sechs Wohnungen gibt es für weniger als sechs, vier sogar für unter fünf Euro. Der Durchschnitts-Kaltmietzins beträgt demnach 6,46 Euro je Quadratmeter.
21 der 87 Wohnungen der Wobau seien öffentlich gefördert. Sie kosten in der Kaltmiete im Durchschnitt 6,17 Euro. Mit durchschnittlich 58,86 Quadratmetern sind die geförderten Wohnungen sogar nur minimal kleiner als die frei finanzierten mit 63,92 Quadratmetern, erklärt Guido Rahn.
Baupreise sind hoch
Längst reagiert die Stadt Karben außerdem auf die drängende Nachfrage. Dabei sollten beim für Burg-Gräfenrode geplanten Mehrfamilienhaus-Neubau die Mieten innerhalb der Mietobergrenzen liegen. Dies werde möglich, nachdem seine Regierung auf Initiative des früheren Ersten Stadtrats und Wobau-Aufsichtsrats Otmar Stein (CDU) „einen relativ günstigen Baulandpreis“ beschlossen habe. Das Grundstück an der Ecke Kaicher Weg und Berliner Straße verkauft die Stadt intern in ihre eigene Firma Wobau.
Nicht innerhalb der Obergrenzen würden dagegen die 18 Wohnungen liegen, die die Wobau derzeit an der Waldhohl in Groß-Karben baut. „Aufgrund der Baustandards und aktuellen Baupreise“ sei das nicht möglich, sagt Bürgermeister Rahn.
Daher wolle die Stadt, wo immer möglich, in „Bestandsbauten“ günstige Wohnungen einrichten. Für ein Haus in Groß-Karben laufe ein Bauantrag, in Rendels altem Rathaus will Otmar Stein bisher als Büro genutzte Räume umwandeln. Und: „Derzeit werden drei weitere Standorte in Petterweil, Kloppenheim und Klein-Karben geprüft.“ (den)
So teuer darf es werden
Wer im Wetteraukreis die Miete vom Jobcenter oder vom Kreis bezahlt bekommt, dessen Wohnungen darf in Bad Nauheim, Friedberg, Bad Vilbel, Karben, Rosbach, Ober Mörlen, Wöllstadt, Niddatal diese Kaltmiete nicht übersteigen: für eine Person 360 Euro, zwei Personen 380 Euro, drei Personen 480 Euro, vier Personen 520 Euro, fünf Personen 595 Euro, je weitere Person 80 Euro. Basis ist laut Kreis der Mietdurchschnittspreis je Haushaltsgrößen in diesen Städten. (den)