Karben. „Willst du mein kaltes Händchen spüren?“ Gut gelaunt streckt Gruselgräfin Helga Döppenschmidt ihre Finger aus und krault furchtlos Wiedergängerin Angelika Zwenke das Kinn. Das Skelett kichert, und Lady Storck setzt probehalber ihre Weißhaarperücke auf ihren kurzen roten Haarschopf.
Ausgesprochen gute Stimmung herrscht hinter der Bühne, in der drangvollen Enge zwischen Schminktisch und Kleiderständer. Von Lampenfieber ist nichts zu spüren, die versammelten Geister, Zombies, Wasserleichen scheinen nichts in der Welt zu fürchten, erst recht nicht die Generalprobe vor männlichem Publikum.
„Die Hütte ist voll“, hat jemand kurz vorher dem Elferrat berichtet. Was anderes war auch nicht zu erwarten. Die Sitzungen der Weiberfastnacht KSG Groß-Karben einschließlich der Generalprobe vor den Männern sind Kult. Elferrat und Ranzengarde, die Asbachlerchen und die anderen Aktiven der Weiberfastnacht denken sich jedes Jahr ein anderes Thema aus, um sich selber und ihr närrisches Publikum zu begeistern. Nur zur Generalprobe sind Männer zugelassen, bei den übrigen Sitzungen – diesmal sind es vier – nur Frauen. Punkt 20.11 Uhr eröffnet Sitzungspräsidentin Döppenschmidt unter Donnergrollen und gespenstischer Musik die Sitzung. Rechts von ihr züngelt ein Drachenkopf, hinter ihr droht das Grab, und links tanzt eine Fledermaus. In dieser Gespensterburg, eingerahmt von Spinnweben, sitzt der Elferrat, ein wahres Gruselkabinett aus totenbleich geschminkten Ladies, Wasserleichen und Vampiren.
Die prachtvollen Kostüme kommen beim „Tanz der Vampire“ richtig zur Geltung, und die Zuschauer tauchen ein in die gruselig-romantische Welt der Blutsauger. Doch dann ist es auch genug des Gespenstischen, eine clowneske Trommelgruppe hat ihren Auftritt, Gesangs- und Tanznummern folgen, und „Bauer“ und „Putzfrauen“ lästern über Gott und die Welt, Marktbesucher und Männer. Rockig, poppig und sexy ertanzen sich sieben Weiber den tosenden Beifall der Männer bei ihrer „Rocky Horror Picture Show“, zeigen viel Haut, Bein und Vergnügen an der Pose.
Umwerfend komisch und mit einem wunderbaren Schlappmaul gesegnet, zeigt sich wieder einmal Christa Haufert als „Lady Gaga“. Alle Blicke zieht sie auf sich, als sie in ihrer ganzen Körperfülle auf die Bühne segelt, platinblond mit wallender Haarmähne und einer Sonnenbrille, die ihr halbes Gesicht verdeckt. So munter wie sie aussieht, erzählt sie aus ihrem Leben, verteilt Ratschläge, berichtet von ihrer Fantasie mit zwei Männern und den Besonderheiten der weiblichen Physiognomie.
Bis Mitternacht dauert die Generalprobe der Weiberfastnacht, und wenn einmal ein Patzer passiert, wird er mit guter Laune und Beifall quittiert. Es kriecht noch eine Schildkröte aus ihrem Panzer und lernt, bravourös Geld auszugeben. „Holt uns raus“, fordern zwei Weiber aus dem Dschungelcamp, weil sie genug von Kakerlakenkost haben, und die Ranzengarde zeigt tanzend ihr doppeltes Gesicht. Je später der Abend, umso mehr kommen die Männer in Stimmung.
Die Sitzungstermine für Frauen in der Turnhalle, Christinenstraße, sind an den Freitagen, 4., 11., 18. und 25. Februar, jeweils ab 20.11 Uhr. Der Faschingsball ist am 4. März. Karten für elf Euro können unter Telefon (0 60 39) 21 01, 36 13 oder 32 73 bestellt werden.