Karben. „Wir wollen heute unseren Spaß haben!“ Quietschvergnügt und flott behütet sitzt Sandra aus Hofheim bei der Faschingssitzung des OGV Klein-Karben und schaut zu, was auf der Bühne des Bürgerhauses Karben abgeht. Vierzig Jahre Fasching beim OGV – das bedeutet Programm vom Feinsten. Thorsten neben ihr blickt aus dunkel geschminkten Augen, trägt Anzug, Krawatte und tiefschwarz lackierte Fingernägel.
Närrische Zeiten verlangen eben Mut zum persönlichen Auftritt, und ein Blick ins ausverkaufte Bürgerzentrum Karben zeigt, dass der Fantasie dabei keine Grenzen gesetzt sind. Manchem reicht schon ein abstruser Hut oder eine Blume im Haar, dann wieder hat sich jemand in ein komplettes Clownskostüm geworfen oder ist ins Pünktchenkleid der Sechzigerjahre geschlüpft.
Die Stimmung im Bürgerzentrum ist gut, die Erwartung hoch. Oben auf der Bühne sitzt der Elferrat, eine Männergesellschaft mit Frontfrau. Präsidentin Inge Schlößer sagt an, lobt die Darsteller und vergibt Orden. Noch etwas unsicher schaut manchmal Stadtrat Jochen Schmitt (SPD) unter seinem närrischen Dreispitz hervor, schließlich ist es sein erster Auftritt als Mitglied des Elferrates.
Andere sind schon ganz versiert und haben mehr als eine Fünfte Jahreszeit hinter sich gebracht. Erich Bedacht etwa, der seit 40 Jahren mit dabei ist, Günther Wöhner (33 Jahre) und die Gardetänzerinnen Cathrin Matthes und Daniela Riedel mit elf Jahren Erfahrung. Sie erhalten Blümchen und eine Ehrenurkunde, während Marina Meisinger freudestrahlend den Aktivenpokal in die Höhe hält.
Wenn es um Showtanz geht, ist sie immer dabei. Auch in der Bütt macht sie eine gute Figur. Mit Witz und Temperament gibt sie Gerhard Radgen contra, als sie sich beim Doppelvortrag „Wer ist die Krone der Schöpfung – Mann oder Frau“ gegenüberstehen. Beifall holen sich die Gardetänzerinnen, die Jüngsten mit ihrem „Mini-Marsch“, die Älteren in einer ausgefeilten Choreografie beim „Maxi-Marsch“. Der klassische Gardetanz hat beim OGV eine Heimat, regelmäßig holen die Gardetänzerinnen, die von Inge Schlößer trainiert werden, Pokale in die Stadt Karben. Mit einem Solo begeistert Elena Martini, die 2007 den dritten Platz beim Hessenwettbewerb gewann. Im Paartanz zeigen Daniela Riedel und Marc Wagner Spitzenleistungen. Mit einer „Casting-Show“ nehmen die „Kirchenmäuse“ die Suche nach dem Superstar auf die Schippe. OGV-Vorsitzender Gerhard Radgen mimt Bohlen, dass es eine Freude ist.
Doch keiner kann Karl Oertl die Show stehlen, der als Masseur aus dem Nähkästchen plaudert. Im Nu hat er die Lacher auf seiner Seite, als er im breitesten Hessisch ausholt, erzählt, Pointen setzt und dem Publikum die Bälle zuspielt.
Mit dem Schautanz „Moulin Rouge“ zu später Stunde wird dann das Ende der Faschings-Jubiläumssitzung eingeleitet. Ein Augenschmaus sind die acht Tänzerinnen in ihren roten Kostümen, Strumpfhaltern und Federbüschen. Frankreich lässt grüßen.