Karben. Draußen zum Bibbern, innen mollig warm: Die Sportler vom FSV Kloppenheim müssen diesen Winter zum ersten Mal in ihrer Turnhalle nicht frieren. Die Stadt saniert das Gebäude für 155 000 Euro. Möglich wird das durch die Konjunkturprogramme von Bund und Land. Stadtweit umfassen die Sanierungsprojekte 2,1 Millionen Euro.
„Fühlen Sie einmal!“ Dieter Kruszynski fasst an den auf Brusthöhe angebrachten Heizkörper. Der ist kalt. „Die Heizung ist aus und trotzdem ist es hier drin warm.“ Ein breites Lächeln verzieht das Gesicht des Vereinsvorsitzenden. „Da ist hier drin gleich eine ganz andere Stimmung.“
Früher, also bis vergangenen Oktober, mussten Fußballer, Turner und Judokas in der Turnhalle Am Hang in Kloppenheim jeden Winter frieren. „Es zog überall und das Kondenswasser konnte man von den Wänden abwischen“, erinnert sich Kruszynski. Er ist Maurer, weiß, wovon er spricht. Und als er Dankesworte an Baudezernent Gerd Rippen (Grüne) richtet, verfällt er vor Freude in tiefes Berlinern. „Jeder ist hier zufrieden.“
Ein neues Dach. Eine Wärmedämmung an der Fassade. Neue Kunststofffenster statt alter Glasbausteine und einfach verglaste Betonsprossenfenster. Wärmedämmung für die Heizungsrohre. Neue Farbe für die Umkleideräume. Die Liste der Arbeiten ist lang, die die Handwerker seit vergangenem Herbst absolvierten.
Nur der Außenputz fehlt noch. „Bei allen Vorhaben stehen die energetischen Maßnahmen im Vordergrund“, berichtet Stadtrat Rippen. Ob Kindergärten in Okarben, Klein-Karben, Petterweil und Rendel, die Bürgerhäuser in Burg-Gräfenrode und Okarben, KSG-Turnhalle in Groß-Karben – in alle Stadtteile fließen derzeit die Gelder aus den Konjunkturprogrammen. In den Gebäuden können künftig 30 bis 50 Prozent Energie eingespart werden, erklärt Rippen.
Diese Einsparungen sind auch nötig, denn faktisch wird die Stadt die Wohltaten aus dem Konjunkturprogramm letztlich doch selbst finanzieren. „Die Refinanzierung erfolgt ja über den Finanzausgleich“, erinnert der Stadtrat. Sprich: Künftig gibt’s weniger Geld für Karben aus dem anderen Topf.
Trotzdem hatte sich das Parlament zum Zugreifen entschlossen – und Kommune wie Nutzer scheinen froh zu sein, dass nun allerorten gebaut wird. „Das ist eine Win-Win-Situation“, erklärt Architekt Ulrich Felber aus Kloppenheim, der diverse Sanierungsprojekte im Auftrag der Stadt betreut. So könne die Stadt langfristig Geld sparen und die Vereine und Kindergärten bekämen ihre Gebäude saniert.
„Nach 20 Jahren wird hier endlich einmal etwas gemacht“, freut sich denn auch Vereinschef Kruszynski. „Bisher wurde immer nur ausgebessert.“ Seine Kloppenheimer Turnhalle ist das Zentrum der Judokas in der südlichen Wetterau – 170 Mitglieder zählt allein die Judo-Abteilung. Noch größer ist beim FSV die Fußballabteilung mit elf Mannschaften und rund 300 Mitgliedern. Die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. „Wir brauchen den Nachwuchs für unsere Seniorenmannschaften“, erläutert Abteilungsleiter Matthias Weber. Denn Fußballer von anderswo könne und wolle der Verein nicht einkaufen.
Die Unterstützung des Vereinssport ist nur ein Nebenprodukt. Schließlich sollen die Konjunkturprogramme die Wirtschaft ankurbeln. Das machen sie auch: „Wir haben das nur in der Region ausgeschrieben“, erläutert Siegfried Ottenheber vom städtischen Fachdienst Hochbau. Dafür wurden die Vergaberichtlinien gelockert. Nun arbeiten ausschließlich Firmen aus einem Umkreis von 30 Kilometern auf den Karbener Baustellen, die meisten kommen aus der Stadt. So wie in Kloppenheim die Fenster aus Klein-Karbener Produktion stammen und das Dach aus Petterweil. „Und wir haben bisher gute Preise bekommen“, ist Ottenheber zufrieden. Das freut den Vereinschef auch als Handwerker: „Ich habe noch nie ein Bauvorhaben wie dieses erlebt“, sagt Kruszynski, „bei dem es keine Kritik gab.“ Architekt Felber hört es mit Genugtuung. (den)