250 Gäste bei der Verabschiedung des langjährigen Bürgermeisters
Bad Vilbel. »Ich werde Sie sehr vermissen.« Der letzte Satz der Rede von Ehrenstadtrat Klaus Minkel klingt hörbar emotional. Der Adressat sitzt nur wenige Meter vom Rednerpult und der Bühne entfernt: (Ehren-)Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU). Nach drei Wahlperioden und insgesamt 22 Jahren als Erster Stadtrat und Bürgermeister der Festspiel- und Quellenstadt scheidet Stöhr auf eigenen Wunsch aus diesem Amt aus.
Minkel ist einer derjenigen, der am längsten und engsten mit ihm zusammengearbeitet hat. Wenn der Ehrenstadtrat sagt, Stöhr habe die Stadt vorangebracht, habe Mut und ungeheures Standvermögen bewiesen, dann glauben ihm das alle im Saal. Minkel zählt als ein markantes Beispiel den Bau der Büchereibrücke auf. Aber auch den Rathausumzug von der Parkstraße an den Sonnenplatz erwähnt er, den Bau der neuen Stadthalle und die Sanierung des Kurhauses. Dabei sei all das ohne neue Schulden gestemmt worden.
Zwei hessische Minister unter den Gästen
Stöhr habe, finden alle Redner dieses Abends, Großes geleistet für die Stadt. Das hat sich bis nach Wiesbaden zur hessischen Landesregierung herumgesprochen. Gleich zwei Minister sind zum Festakt nach Bad Vilbel gekommen: Finanzminister Michael Boddenberg und Innenminister Peter Beuth. Letzterer würdigt am Rednerpult Stöhrs drei Jahrzehnte langes ehrenamtliches und hauptberufliches Wirken in Bad Vilbel. Beispielhaft nennt Beuth das neue »attraktive Zentrum der Innenstadt, aber auch die wundervollen Burgfestspiele, die sich in seiner Amtszeit zu den drittgrößten Freiluftspielen Deutschlands entwickelt haben«. Auch durch seine vorausschauende und solide Finanzpolitik hätten viele wichtige Investitionen die positive Entwicklung Bad Vilbels ermöglicht.
Als der Innenminister das scheidende Stadtoberhaupt auf die Bühne bittet, zeigt sich der sichtlich überrascht. Denn Beuth hängt ihm nämlich den Hessischen Verdienstorden am Bande um und überreicht ihm die zugehörige Urkunde.
Lockerer und weniger staatstragend wird es, als Karbens Bürgermeister Guido Rahn ans Rednerpult geht. »Wir haben Dich bei uns 20 Jahre ausgebildet und dann ablösefrei nach Bad Vilbel abgegeben«, spricht Rahn auf die Zeiten Stöhrs in Karben an, wo er als CDU-Fraktionsvorsitzender bis zum Jahr 2000 in der Stadtverordnetenversammlung gewirkt hat, bis er dem Ruf Bad Vilbels auf die Stelle des Ersten Stadtrats folgte.
Tobias Utter, der Landtagsabgeordnete, CDU-Vorsitzende und an diesem Abend auch Vertreter der Kirchen im Kreis, geht genau darauf ein und bezeichnet es als »Glücksfall, dass Du das Angebot, Erster Stadtrat in Bad Vilbel zu werden, angenommen hast«. Er sei aus Karben wieder in seine Geburts- und Heimatstadt zurückgekehrt.
Einige Redner betonen, dass bei Stöhrs Amtsführung weniger die Parteizugehörigkeit als das Wohl der Bürgerinnen und Bürger eine Rolle gespielt habe. Der Präsident des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Matthias Baaß, sagt, die Bürger müssten erkennen, dass ein Bürgermeister für die Sache aktiv sei und nicht primär für die Partei.
Als Verlust werten das Ausscheiden Stöhrs aus dem Amt einige an diesem Abend. Neben Minkel beispielsweise Landrat Jan Weckler, der Stöhrs »loyale und freundliche Zusammenarbeit mit dem Kreis« lobt.
Viele lobende Worte von zwölf Gastrednern
Zwölf Gastredner sprechen beim dreistündigen Festkommers Grußworte. Als Letzter Stöhrs Nachfolger im Amt, Sebastian Wysocki. Der CDU-Politiker bezeichnet Stöhrs Amtsführung als »freundlich und verbindlich im Ton«, er sei »entscheidungsfreudig, ohne verbissen zu sein«.
Der solchermaßen Gelobte beginnt seine letzte Rede so: »Schön, dass Sie alle gekommen sind« und spricht danach seine Ehrengäste einzeln direkt an, sagt ihnen danke für die lobenden Worte, die jahrelange gute Zusammenarbeit, das vertrauensvolle Verhältnis. Ganz emotional wird es zum Schluss, als er öffentlich seine Familie anspricht. Er freue sich, dass seine Eltern trotz ihres hohen Alters an der Feierstunde teilnehmen können und dankt seiner Frau Heidi: »Du gibst mir Kraft, du fängst mich auf, ich liebe dich.«
Es ist 21.32 Uhr, als Thomas Stöhr seine letzte offizielle Rede als Bürgermeister beendet und die Gäste zum geselligen Beisammensein bittet. Als die meisten schon am Buffet anstehen, muss der Ehrenbürgermeister noch viele Hände schütteln.