Bad Vilbel. Holz-/Plexiglas-Trennwände zwischen den Sitzen, ein Stopp-Schild im Kartenbüro und ein Zelt vor den Toiletten – das sind nur einige der sichtbaren Auswirkungen des Hygienekonzepts der Bad Vilbeler Burgfestspiele. Von vielen anderen merken die Zuschauer nichts. Aber die Maßnahmen sind umfangreich, damit das sommerliche Spektakel über die Bühne der Wasserburg gehen kann.
Eine gewisse Unsicherheit hatte es im Frühjahr noch gegeben, aber jetzt ist klar: Die Bad Vilbeler Burgfestspiele finden statt. Ein späterer Beginn und kleinere Änderungen im Spielplan, aber das im gesamten Rhein-Main-Gebiet beliebte Theater in der historischen Wasserburg im Kurpark kann mit den Eigenproduktionen und Gastspielen über die Bühne gehen.
Nicht wenige hatten sich zu Beginn des Jahres gewundert, dass Intendant Claus-Günther Kunzmann die große Bühne für den Burghof hatte aufbauen lassen. »Das alles hat einen mehrmonatigen Vorlauf, und die kleine Tribüne ohne Dach, die wir im Vorjahr aufgebaut hatten, wollte ich nicht mehr.«
Im Jahr 2020 waren die Burgfestspiele wegen der Corona-Pandemie komplett abgesagt worden. Dennoch hatten die Festspiele mit zwei Eigenproduktionen und dem kurzfristigen Aufstellen einer kleinen Tribüne immerhin etwas sommerliches Theater zwischen die Burgmauern gebracht. Schon 2020 hatte es dafür ein Hygienekonzept gegeben. »Das haben wir für dieses Jahr weiterentwickelt«, sagt der Indendant. Oberstes Ziel aller Maßnahmen sei: Abstand halten. Das sieht man allenthalben im Burghof und rund um die Burg. Im Hof selbst ist die große Tribüne zwar errichtet worden, es stehen aber wesentlich weniger Stühle in den Reihen, als man das gewohnt ist.
Und noch etwas fällt auf: Trennwände zwischen den Plätzen. »Wir haben uns für eine Kombination aus Holz und Acryl entschieden«, zeigt Kunzmann auf die Trennwände. Zudem sind die Stühle nur in jeder zweiten Reihe aufgestellt. »Damit die Zuschauer beim Heruntergehen nicht stolpern, sind zusätzliche Podeste eingebaut worden.«
Abstand halten gilt auch für den gastronomischen Bereich. Der Eisstand bleibt in diesem
Jahr geschlossen. Zu groß die Gefahr, dass die Wartenden zu dicht an diejenigen geraten, die gegenüber am Getränkestand warten. Im Hof und auf der Empore gibt es je ein gastronomisches Angebot.
Platz für Gastronomie
Aber auch vor der Burg kann man es sich schmecken lassen. Um dort für die erforderlichen coronakonformen Abstände zu sorgen, haben die Verantwortlichen entschieden, dass die Tische und Bänke – ebenso wie im Burghof selber – weiter auseinandergerückt werden. Zudem haben sie im Bereich vor der historischen Zehntscheune einen größeren Platz geschaffen. Darüber sollte sich keiner der Festspielbesucherinnen und -besucher aktuell wundern. »Hier bauen wir noch unter vier großen Ampelschirmen einen weiteren Gastro-Bereich auf«, deutet Kunzmann auf die Fläche. Bei aktuell maximal 200 Gästen pro Vorstellung sieht Kunzmann eine gute Verteilung vor den Vorstellungen und in den Pausen an den dann insgesamt vier Ausgabestellen für Speisen und Getränke.
Abstand halten gilt ebenso für die Toiletten. Schon im vergangenen Jahr hatte es beim Theatersommer eine Ampel gegeben. Denn die Toiletten dürfen nur von einer begrenzten Zahl an Gästen aufgesucht werden. Ist die Maximalzahl erreicht, springt die WC-Ampel auf Rot und Mann und Frau müssen warten. Aus dem Vorjahr habe man gelernt, dass es sinnvoller sei, noch ein Zelt für die Wartenden aufzustellen, falls es regnet.
Beim Kartenbüro orientiert man sich an den Quadratmetern. Zu Beginn dieser Woche galt gesetzlich eine Person auf zehn Quadratmetern. Bedeutet für den Kartenvorverkauf: Maximal zwei Leute dürfen gleichzeitig in den Raum.
Tägliche Tests
Mit zum Hygienekonzept gehören laut Kunzmann auch tägliche Tests für diejenigen, die im »engeren Bereich der Festspiele tätig sind«. Ein Bürgertest in der Apotheke müsse ebenso vorgelegt werden wie etwa Selbsttests bei den Regieassistenten. Sprich: Auch die Schauspielerinnen und Schauspieler sind verpflichtet, sich täglich zu testen bzw. testen zu lassen.
»Wir glauben, alles getan zu haben, was in unserer Macht liegt, damit wir die Festspiele in Corona-Zeiten veranstalten können«, sagt Claus Kunzmann. Kleine Unsicherheiten bleiben trotzdem, denn man habe ja nicht alle Leute ständig hier in Bad Vilbel. »Wenn sich ein Schauspieler etwa zu Hause bei seinen Kindern ansteckt, kann es sein, dass das ganze Ensemble in Quarantäne muss.« Sprich: Änderungen im Spielplan nicht ausgeschlossen.
Von Holger Pegelow