Bad Vilbel. Der junge Ferdinand liebt die junge Luise, die seine Gefühle erwidert. Der Haken dabei ist jedoch die Herkunft: Ferdinand ist Sohn des adligen Präsidenten von Walter und Luise die Tochter des bürgerlichen Musikers Miller. Da die Väter ganz andere Pläne mit ihren Kindern haben, kommen neben den großen Gefühlen auch die Intrigen ins Spiel – genau so wie es schon im Titel von Friedrich Schillers Bühnenwerk „Kabale und Liebe“ angekündigt ist. Regisseur Harald Demmer inszeniert das wirkungsmächtige „bürgerliche Trauerspiel“ als Eigenproduktion für die Burgfestspiele. Die Premiere für diese vierte Eigenproduktion der aktuellen Festspielsaison findet am Donnerstag, 3. Juli, statt.
Kabale ist eine veraltete Bezeichnung für hinterlistiges Täuschen, um böse Absichten zu verwirklichen. Schiller prangert den Machterhalt des Adels und seiner Hofschranzen an, die bei ihrem Amtsmissbrauch weder vor Fälschungen noch vor Erpressung und Mord zurückschrecken. Sein – übrigens 1784 in Frankfurt uraufgeführtes – Stück zeigt eine realistische Sicht der damaligen biederen deutschen Bürgerwelt im Konflikt mit der lasterhaften Herrschaft des Adels. Es ist eine empörte Anklage gegen die Willkür höfischer Tyrannei, die die Missachtung elementarer Freiheitsrechte der Menschen für eine gottgewollte Ordnung hält. Jenseits dieser historischen Zeitumstände handelt es sich um das Aufbegehren der Jugend gegen die herrschende Generation der Väter. Insofern inszeniere er „keine Antiquität, sondern ein Stück mit heutiger Aktualität“, erläutert Regisseur Harald Demmer im Vorgespräch. Neben dem sozialen und politischen Gegensatz von Adel und Bürgertum kommen vehement auch die inneren Konflikte in den Figuren selbst zum Vorschein: Die Liebe der Jungen zu den Eltern und ihre gleichzeitige Rebellion gegen sie – sowie die „guten Absichten“ der Alten und ihr Unverständnis und Abwehrkampf gegen das eigenständige Aufbegehren der Kinder. „Sie sind alle Liebende“, sagt Demmer. (hir)
Weitere Vorstellungen: 4., 17., 18., 26. und 27. Juli sowie vier weitere im August. Eintrittskarten kosten zwischen 15 und 30 Euro. Reservierung im Festspielbüro, Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon (06101) 559455 oder per Internet unter www.kultur-bad-vilbel.de.