Vielfältige Einblicke in das Groß-Karbener Dorfleben zu früheren Zeiten gibt eine Fotoausstellung.
Karben. Unter dem Motto „Groß-Karben in alten Ansichten“ vermitteln mehr als 100 Fotos – präsentiert auf Stellwänden – dem Betrachter Eindrücke vom Vereinsleben in früheren Zeiten, von wichtigen Festen im Jahresablauf wie der Kerb, von Konfirmationen und vielem mehr, was die Fotografen von damals für wichtig genug erachteten, um es in Bildern festzuhalten.
Die älteste Aufnahme stammt aus dem Jahr 1879. Die jüngsten aus den 1960er Jahren, als die heutigen Karbener Stadtteile noch selbständige Gemeinden waren.
Außer den Fotos werden Werbeanzeigen von Geschäften sowie Postkarten aus Groß-Karben gezeigt. Zudem Protokolle von Fußballspielen, aus denen nur die nötigsten Informationen hervorgehen wie die Namen, das Ergebnis sowie die Torschützen.
Details sichtbar machen
Herbert Dietz, gebürtiger Groß-Kärber, hat die Fotos über Jahre gesammelt, „damit die Bilder und Erinnerungen nicht verloren gehen, sondern der Nachwelt erhalten bleiben“, erklärt er. „Wir laden die Familien ein, gemeinsam in die Vergangenheit einzutauchen und sich auf die Spuren von Verwandten oder von Gebäuden zu machen“, sagen Charlotte Jäkel und Hartmuth Plewe vom Geschichtsverein. Die Idee zur Ausstellung sei ihnen gekommen, als eine kleinere Version der Ausstellung beim Dorffest auf große Resonanz gestoßen sei, erzählt Plewe, der zugleich auch Vorsitzender des Festausschusses Groß-Karben ist.
Die Fotos wurden Herbert Dietz von Kärber Bürgern oder deren Erben überlassen. Dietz sammelt seit langem alte Fotos seines Heimatortes. Schon als junger Mann habe er sich als aktiver Fußballer für Fußballfotos interessiert. So sei ein Jubiläum seines Vereines SV 1920 Groß-Karben – einem Vorgängerverein der heutigen KSG 1920 Groß-Karben – für ihn ein erster Anlass gewesen, gezielt nach alten Bildern Ausschau zu halten, erzählt er.
Dietz hat viele Aufnahmen vergrößert, um die Details sichtbar zu machen. Er weiß, aus welcher Zeit die jeweiligen Fotos stammen und was sich seit der Aufnahme dort örtlich verändert hat. Wenn er mal gar nicht weiß, in welchem Zusammenhang ein Foto entstanden ist, fragt er ältere Bürger wie Else Lampert. Die rüstige Dame hat schon des öfteren bei Mundart-Lesungen, in Tracht gekleidet, regionale Texte vorgetragen und kennt sich in Karben aus.
Viele Bilder verdeutlichen, dass die Landwirtschaft in Groß-Karben einst eine wichtige Rolle spielte. So tummelt sich zum Beispiel auf einem Foto vor der Gaststätte „Deutsches Haus“ in der Heldenberger Straße eine große Schafherde. Auch Pferde-Fuhrwerke sind häufig zu sehen, „sie prägten das Ortsbild bis etwa in die 1950er Jahre“, sagt Dietz. Doch zugleich sei Groß-Karben sehr gut versorgt gewesen mit mehreren Lebensmittelgeschäften, Metzgern und Bäckern, einigen Gaststätten, teils mit Tanzsaal, „und sogar zwei Kinos hat es gegeben“, sagt Foto-Sammler Dietz.
Aber auch Tragödien und feierliche Momente sind in der Ausstellung auf Fotos festgehalten. Ein Foto beispielsweise dokumentiert die zerstörte Lok nach dem Eisenbahnunfall vom 28. Januar 1907 in Höhe des Taunustunnels, bei dem der Heizer getötet und beide Lokführer verletzt wurden. Auf einem anderen Foto wurde der feierliche Einzug einer neuen Glocke für die evangelische Kirche in Groß-Karben festgehalten. Sie wurde am 15. Juli 1922 in Begleitung eines Reitertrosses herbeigeschafft.
Die Ausstellung „Groß Karben in alten Ansichten“ ist noch einmal am Sonntag, 2. September, im Landwirtschafts- und Heimatmuseum, Westliche Ringstraße 2, bei freiem Eintritt von 10 bis 18 Uhr zu sehen.