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Gronauer Geschichte kennenlernen

Designer Friedemann Kuhl gehört zum Team, dass die sieben Metalltafeln zur Gronauer Historie erstellte. Foto. Fauerbbach
Designer Friedemann Kuhl gehört zum Team, dass die sieben Metalltafeln zur Gronauer Historie erstellte. Foto. Fauerbbach

Bad Vilbel. Einladung, Gronau näher kennenzulernen oder neu zu entdecken: Auf sieben Metalltafeln können sich Einheimische wie Gäste auf dem Brunnenplatz über Wahrzeichen und Geschichte des heutigen Bad Vilbeler Stadtteils informieren.
Am Zusammenfluss von Nidder und Nidda liegt Gronau. Bereits in der Jungsteinzeit, im Neolithikum, das vor 10 000 Jahren begann und 2000 vor Christus endete, siedelten in der grünen Aue Bandkeramiker. Die älteste erhaltene Erwähnung des Dorfes »Gronowe in Nitachgowe«, sprich Gronau im Niddagau, geht auf eine Schenkung an das Reichskloster Lorsch 786 zurück. Immer wieder änderten sich im Laufe der Zeit Herrschaftsgebiete, Zugehörigkeiten, Ortsname und Erscheinungsbild, der bis zum 1. Juli 1971 selbstständigen Gemeinde Gronau.
Um die junge Generation und Neubürger gleichermaßen über die Geschichte markanter Gronauer Gebäude zu informieren oder längst aus dem Ortsbild verschwundene vor dem Vergessen zu retten, hat sich eine Gruppe engagierter Bürger zusammengeschlossen. Auf sieben Metalltafeln haben sie auf dem Brunnenplatz Gronauer Wahrzeichen in Wort und Bild verewigt.
Fotos und Texte
in Metall geätzt

Zu den Machern gehört als Sponsor der frühere Besitzer des Gronaris Sprudel, Johannes Dittmar, die Stadt Bad Vilbel und der Bad Vilbeler Verein für Geschichte und Heimatpflege. Die Texte steuerten der ehemalige Gronauer Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer bei, Informationen die ehemaligen Gronauer Hansfried Münchberg und Rainer Hoch. Ergänzt und überprüft hat sie mit Heimatforscher Stefan Kunz ein Kenner der Bad Vilbeler Geschichte. Für das Design zeichnete Graphiker Friedemann Kuhl verantwortlich. Fotos und Texte wurden ins Metall geätzt. Angebracht wurden die sieben Metalltafeln an den Längsseiten der Beton-Quader. Diese hatte Landschaftsarchitektin Simone Michel bei der Neugestaltung des Platzes vor zwei Jahren als Begrenzung zur Haupt- und zur Schmiedestraße an der West- und Nordseite aufstellen lassen. Die Betonquader bilden neben Bänken auf der Ostseite zugleich Sitzmöglichkeiten. Der nördliche Rand wird durch das von Bildhauer Christof B. Paul entworfene, knapp sieben Meter lange und bis zu 15 Zentimeter tiefe Becken begrenzt. Es soll auf dem Brunnenplatz den Zusammenfluss von Nidder und Nidda symbolisieren. Dort befand sich bis 1998 die öffentliche Fahrzeugwaage, an die noch eine Balkenwaage-Vorrichtung erinnert. Findlinge und Bäume gehören zum Ensemble. Mit dem Anbringen der sieben Metalltafeln wurde jetzt die 200 000 Euro teure Neugestaltung abgeschlossen.
Zu den abgebildeten Wahrzeichen gehören Gebäude, die heute noch das Ortsbild prägen wie auch solche, die der Abrissbirne zum Opfer fielen. Dazu gehört das alte Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr Gronau, das bis 1969/70 neben der öffentlichen Waage auf dem Brunnenplatz stand. Auch dem Platz ist eine Tafel gewidmet, die unter anderem an die beiden im Vogelsberg entspringenden Flüsse, die bis in die 1960er Jahre Überschwemmungen verursachten, und an die beiden Hofgüter erinnert.
Erinnerung an
Dorfschule

Auf dem gegenüberliegenden Platz vor der Metzgerei Wenzel stand das 1806 erbaute und 1972, ein Jahr nach der Eingemeindung nach Bad Vilbel abgerissene Alte Rathaus. Es bildet mit dem alten Backhaus, dem Brunnenplatz und dem heutigen Verkehrskreisel die Gronauer Ortsmitte. Eine Tafel ist der 1897 errichteten Gronauer Schule in der Berger Straße gewidmet. Im gelben Backsteingebäude wurden im Erdgeschoss erst alle Klassen und ab 1953 die Klassen fünf bis neun unterrichtet. Im 1953 errichteten Anbau entlang der Bismarckstraße befanden sich die Klassen eins bis vier. Und im ersten Stock des Sandsteingebäude war die Lehrerwohnung. Heute nutzt die Stadt Bad Vilbel das Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen. Auch dem Gronauer Hof, der neben dem Dottenfelder Hof eines der beiden großen Güter auf Gronauer Gemarkung ist, wurde eine Tafel gewidmet. Zu den wechselnden Besitzern des Hofguts im Laufe der Jahrhunderte gehörte seit 1928 das Land Hessen. Es veräußerte die Staatsdomäne 2009 an die Gerty-Strohm-Stiftung. Von weitem zu sehen ist der Gronauer Kirchturm der 1719 geweihten Kirche. Ihre weit über das Dorf hinaus zu hörenden Glocken informierten mit ihren Schlägen die auf den Feldern und Wiesen arbeitenden Bauern über die Uhrzeit. Die Quelle des ab 1939 bekannten kohlensäurereichen »Gronaris Sprudel »hatte der Eigentümer der Vilbeler Elisabethen-Quelle, Friedrich Wilhelm Dittmar, erschlossen. Ende 1978 wurde die Produktion eingestellt. Von Christine Fauerbach