Nach heftigen internen Streitereien und Rücktritten stellen die Bad Vilbeler Grünen jetzt ihre Kandidaten für die Kommunalwahl im März 2016 vor. Auf sechs der ersten zehn Plätze stehen Kandidaten, die noch keinerlei Erfahrung in der Kommunalpolitik haben.
Bad Vilbel. Zuletzt hat es bei den Grünen ordentlich gekracht. Nach Streitigkeiten über den Kurs der Partei und dem Rücktritt der Fraktionsspitze Manfred Kissing und Christian Kolb steht die Partei im Stadtparlament führungslos und zerstritten da.
Dafür stellt Clemens Breest, Grünen-Vorsitzender und Bürgermeisterkandidat, nun gleich sechs neue Gesichter vor, die bei der Kommunalwahl 2016 teils vorne auf der insgesamt kurzen Grünen-Liste stehen. Nach der erfahrenen Kommunalpolitikerin Kathrin Anders, die diese Liste anführt, folgt Breest.
Er selbst war bisher nicht im Stadtparlament, auch wenn er die Grünen bereits seit Anfang Februar diesen Jahres anführt. Platz drei belegt Jana Peters aus Dortelweil. Auf Platz sechs steht Sascha Nuhn aus der Kernstadt, auf Platz acht folgt Thomas Tilse aus Massenheim, auf Platz neun der parteilose Christian Dittmann aus Gronau. Jens Matthias, zurzeit bereits im Stadtparlament, belegt Platz vier, Peter Paul aus Massenheim, ebenfalls parteilos, steht auf Platz sieben der Liste.
Auch thematisch haben sich die Grünen neu geordnet. „Die Themen, die ich besetze, sind mehr als nur Familie“, betont Kathrin Anders. Auch Barrierefreiheit und der demografische Wandel gehöre zu ihrem Themengebiet. „Wir wollen eine Balance zwischen Alt und Jung schaffen, da kann noch viel auf den Weg gebracht werden.“
Keine Mega-Projekte
Die 24-jährige Peters, Studentin der Wirtschaftspädagogik, hat derweil biologische Ernährungsweise in der Region zu ihrem Steckenpferd gemacht. „Wir möchten die Bürger an das Thema heranführen und besser aufklären.“
Der 37-jährige Sascha Nuhn, selbst von Geburt an taub, arbeitet beim Landesverband der Gehörlosen Hessen im Bereich Sozialmanagement und Immobilienverwaltung, ein Gebärdendolmetscher übersetzt. „Bad Vilbel wird immer mehr zu einer Stadt für wohlhabende Menschen“, moniert er. Eine seiner Forderungen: mehr Sozialwohnungen in der Stadt. Diplomvolkswirt Thomas Tilse sieht inbesondere in Sachen Haushaltskonsolidierung Handelsbedarf. „Wir wollen einen nachhaltigen Haushalt schaffen. Wir müssen weg von teuren Mega-Projekten“, sagt er. Christian Dittmann, 41-jähriger Landschaftsökologe aus Gronau, möchte sich für ein grüneres Bad Vilbel einsetzen.
Die Grünen werden bis zur Kommunalwahl ohne eine neue Fraktionsspitze arbeiten. Dass so viele neue Gesichter auf der Liste stehen, sehen alle als Chance und nicht als Nachteil: „Es weht ein neuer, frischer Wind – den unterstreichen wir auch mit frischen Köpfen.“ Mit der CDU zu koalieren, das schließen die Grünen nicht aus. „Politische Blockade-Rituale können und wollen wir uns nicht leisten.“