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„Goldjunge“

Großer Bahnhof für Paul Zeiher. Der 94-Jährige erhielt aus der Hand von Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr die Ehrennadel in Gold, die höchste Auszeichnung, die die Bad Vilbel zu vergeben hat. Paul Zeiher ist als ehemaliger Drucker nicht nur mit dem „Bad Vilbeler Anzeiger“ eng verbunden, sondern seit 46 Jahre entfaltet er wichtige ehrenamtliche Tätigkeiten im Vorstand des Obstbauvereins Bad Vilbel.

Bad Vilbel. „Ein besonderes Lob für bürgerschaftliches Engagement darf ich heute einem altgedienten und jahrzehntelangen Aktivisten im Obstbauverein überbringen“, sagte Rathauschef Dr. Stöhr bei der Feierstunde und dankte Paul Zeiher und dessen Vereinsfreunden vom Obstbauverein für ihr Wirken zum Wohle der Stadt. Stöhr würdigte Zeiher als einen der beispielgebenden Pioniere unter den Obstbauern.

Paul Zeiher hat immer gerne mitangepackt. Von 1959 bis 1962 war er Beisitzer des Obstbauvereins, von 1965 bis 2003 Schriftführer und von 1983 bis 2003 auch noch zusätzlich Geschäftsführer und gleichzeitig von 1984 bis 1999 zweiter Kassenwart des Vereins. Und er hat im Laufe der Zeit viele neue Mitglieder geworben. Der Mitgliederbestand ist von 1983 bis heute von knapp 40 auf 160 Personen gewachsen. Von 2003 bis 2008 war er dann auch noch als Kassenprüfer eingesetzt. Über Jahrzehnte hin wirkte er ebenso geräuschlos, aber effektiv auch im Vorstand des Obst- und Gartenbauverband des Wetteraukreises und setzte sich unermüdlich für die Erhaltung der Streuobstwiesen ein.

Ein gebürtiger Vilbeler ist Paul Zeiher zwar nicht, aber als „echter Vilbeler“ sieht er sich dennoch gerne bezeichnet. Das Licht der Welt erblickte er in Gießen. Doch kurz nach seiner Geburt kehrten die Eltern ins Elternhaus, in die Frankfurter Straße 5, zurück, wo er aufwuchs. Erste Sporen im öffentlichen Leben verdiente er sich als leidenschaftlicher Fußballer beim Verein Phönix Vilbel.

Nach der Volksschule machte er eine Lehre und später den Gesellenbrief als Schriftsetzer bei der Frankfurter Druckerei Klimm. Sein Chef – „er war kein Nazi und bekam keine Aufträge“ – musste ihn 1937 wegen Arbeitsmangel entlassen. Ein Jahr später fand er bei der Druckerei Friedrich Schneider, in der Mainzer Landstraße in Frankfurt eine Anstellung. Zur Marine rückte er am 1. April 1939 ein, wurde Funker, „weil ich später als Schiffsfunker bei Hapag Lloyd anheuern wollte, um die Welt kennen zu lernen.“ Das Kriegsende erlebte er als Funker auf der Seiser Alm und ging freiwillig in Kriegsgefangenschaft nach Rimini.

Im Oktober 1945 entlassen fand er als gefragter Hand- und Linotype-Maschinensetzer im Bad Vilbeler Druck- und Verlagshaus eine Anstellung. Dort blieb Paul Zeiher bis er 1980 mit 63 Jahren in Rente ging. Weitere sieben Jahre war er halbtags als Korrektor des Bad Vilbeler Anzeigers tätig, dem er bis heute als Freund und Leser verbunden geblieben ist.

1948 hatte Paul Zeiher Paula Büttner geheiratet, mit der er 1949 ins Elternhaus seiner Frau, in die Bergstraße zog.

Die Redaktion des „Bad Vilbeler Anzeigers“ gratuliert Paul Zeiher herzlichst zu der hochverdienten Ehrung als Bürger dieser Stadt.