„Auf die Bühne, fertig, los“. So heißt es für zehn Teens bei einem Ferien-Workshop der Bad VilbelerBurgfestspiele. Für die Teilnehmer eine aufregende Zeit, denn es geht darum, die eigene Schüchternheit zu überwinden, Körperspannung aufzubauen, auf die Mitspieler zu reagieren – und vielleicht schon mal von einer Karriere in Actionfilmen zu träumen.
Bad Vilbel. Nini spricht ganz leise. An ihrer Schule hat sie schon Theater gespielt, erzählt die 13-jährige Schülerin dem Reporter. Trotzdem sei sie schüchtern. Die Befürchtung, sie könne ausgelacht werden, habe ihr zu Beginn des Workshops schon etwas mulmige Gefühle bereitet, gibt das Mädchen zu. Doch rasch habe sie die Gruppe kennengelernt und dann Vertrauen gefunden.
„Spaß“ – diese Motivation ist das erste, was den jungen Teilnehmern in der Altersgruppe von elf bis 17 Jahren als ein Grund fürs Mitmachen beim mittlerweile bereits zweiten Theater-Workshop der Burgfestspiele einfällt. Der Saal des Kurhauses ist ihre Bühne. Dort lernen sie mit Theaterpädagogin Ursina Schneider und Burg-Schauspieler Ulrich Cyran auf zunächst spielerische Weise, aber ganz komprimiert, was alles zu einem richtigen Theaterauftritt gehört.
Szenen aus „Tschick“
Elena (13) ist ganz verblüfft, als sie eine der Spielsituationen plötzlich in der Bühnengeschichte wiederfindet. Die lehnt sich an Szenen aus dem Jugendroman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf an. Darin geht es um die Freundschaft zwischen einem wohlstandsverwahrlosten Jungen und einem Spätaussiedler – zwei Außenseiter schlagen sich durchs Leben und die Tücken der Freundschaften durch.
An der Story durften die Teilnehmer nicht herumbasteln, sie sollten sich ganz auf das Einleben in die Theaterwelt konzentrieren. Das Theater spielen falle ihm eigentlich leicht, sagt Daniel (12), aber der Text sei das Schwierige. Aber er habe auch gelernt, dass es nicht darauf ankomme, genau das eine Wort des Textes auswendig zu lernen, es dürfe auch improvisiert werden. Wichtig ist vor allem der Kontakt zum Gegenüber, „sich in der Situation begegnen“, wie es die Burgfestspiel-Dramaturgin Ruth Schröfel formuliert.
Brust raus
„Wir haben in der Woche viel mit Gestik und Mimik geübt“, sagt Finn (13). Da geht es auch um Körperspannung. Wenn man mit „Schulter runter“ jemanden verkörpern solle, der glücklich sei, wirke das einfach nicht überzeugend, weiß Belara (14). Also gelte: „Brust raus, Schulter zurück!“ Manche Übungen aber haben sie doch verblüfft.
Reizvoll findet Elena, auch mal in andere Rollen schlüpfen zu können, „eine strenge Lehrerin etwa“, schmunzelt sie. Melina (13) denkt schon einen gewaltigen Schritt weiter. Liebesfilme sind, sagt sie, nicht ihr Ding. Sie möge Actionfilme und den Schauspieler Bruce Willis. Und ihr Traum sei, selbst einmal in einem solchen Werk mitzuspielen. Ob sie da nicht auch ein Double brauche, fragt der Besucher. „Mich gibt’s nur einmal“, antwortet das Mädchen selbstbewusst.
Sich zu präsentieren, Selbstbewusstsein zu entwickeln, das ist für die Burgfestspiel-Dramaturgin Ruth Schröfel das, was die Jugendlichen in ihr Leben mitnehmen können – immer nach der Devise „Geh’ hin, probier dich aus“. Schauspielern, das helfe auch, frei und offen zu sprechen, den Weg zu sich selbst kennen zu lernen. Dafür sei der Theater-Workshop eine der besten Möglichkeiten.
Das fällt vor allem den Mädchen leichter, nur zwei Jungs sind in der Gruppe. Sich öffnen, präsentieren, den Mut haben eher die Mädchen, hat Schröfel beobachtet. Auch für die Sieben- bis Elfjährigen gibt es ein Angebot, und zwar ab 12. August. Es ist ein Theater-Workshop zum Thema „Märchensalat“ – doch der ist bereits ausgebucht.