Karben. Es war gegen Mittag, die Baggerschaufel senkte sich etwa einen Meter vor der Stelle, an der im Plan der Verlauf der Gasleitung eingezeichnet war in den Boden. Doch der Bagger erwischte das Hausanschlussrohr.
Binnen weniger Minuten ist die Homburger Straße in Klein-Karben gesperrt, drehen eilig herbei-gerufene Mitarbeiter von Versorger Mainova aus Frankfurt die Leitung ab. „An der Luft verflüchtigt sich das Gas sofort“, sagt Mainova-Sprecher Frank Döbert. „Deshalb besteht keine Gefahr für die Anwohner.“
Doch das Baustellenmalheur stoppt den Verkehr auf der Hauptdurchgangsstraße von Karbens größtem Stadtteil. Beim Ausströmen hat sich das Gas in Hohlräumen unter der altersschwachen Asphaltdecke gesammelt. „Das haben unsere sofort begonnenen Messungen gezeigt“, erklärt Döbert.
Also reißt die Baufirma auf acht bis zehn Metern Länge einige Löcher in die Fahrbahn, damit das restliche Gas ausdünsten kann. Ist das geschehen, können die Mainova-Leute ein neues Rohr verlegen, dann die Baufirma die Löcher in der Fahrbahn wieder schließen.
„Wir wollen bis Dienstagabend damit fertig sein“, kündigt Döbert am Montag an. Am Abend ist die Polizei schon optimistischer: Wohl schon bis Dienstagfrüh könnte die Baufirma die Reparatur schaffen. Uwe Axtmann, Chef der städtischen Ordnungspolizei, bleibt skeptisch. „Die Informationen sind widersprüchlich.“ Am Dienstag meldet die Stadt eine Sperrung bis Mittwochabend.
Axtmann kümmert sich erstmal um das Durcheinander. Denn die Homburger Straße ist Haupt-Umleitungsstrecke für die Großbaustelle auf der L 3008, die zwischen Bad Vilbel und Niederdorfelden gesperrt ist. Die Umleitung sperren? Unmöglich.
Eine Umleitung für die Umleitung muss her. Mit dem Polizeiwagen macht sich Axtmann auf den Weg, fährt die mögliche Umleitung ab. Dann entscheiden er und die Kollegen von der Polizei: Während der Vollsperrung soll der Verkehr Richtung Rendel durch die Gartenstraße und die Peter-Geibel-Straße rollen, in Richtung Stadtmitte durch Schulstraße, Linden- und Selzerbachweg zum Kreisel.
Damit der Verkehr gut durchkommt, stellen Bauhofmitarbeiter sofort Halteverbotsschilder auf und richten ein Einfahrtverbot von der Homburger in die Peter-Geibel-Straße ein. „Bloß für den Schwerlastverkehr funktioniert das nicht, da ist es zu eng“, sagt Axtmann. Also setzt er schnell eine Radiowarnmeldung in Gang: Lastwagen sollten Karben und Bad Vilbel weiträumig umfahren.
Autofahrern fordert die Spontansperre einiges ab. Immer wieder muss Ordnungspolizist Georg Schäfer am Kreisverkehr Tipps geben. „Selbst Karbener stehen dort, wissen nicht mehr weiter“, sagt Axtmann. Deshalb bittet Stadtwerke-Chef Michael Quentin die Bürger um Verständnis. „Wirklich ärgerlich“, sagt er. „Das ist mir in 25 Berufsjahren noch nicht passiert.“ Die Stadtwerke hatten die Baufirma, der das Malheur passierte, damit beauftragt, die fast 100 Jahre alte Trinkwasserleitung in der Straße auszutauschen – eine zuverlässige Firma mit viel Erfahrung, sagt Quentin. Trotz des Zeitverzugs durch den Unfall sollen die Arbeiten bis Ende der Sommerferien beendet werden. Geschehen könne ein solcher Unfall trotz aller Vorsicht immer wieder: „Es gab eine Abweichung der Realität zu den Bestandsplänen“ der Leitungen im Boden, erklärt Quentin. „Aber jetzt werden die sicher noch etwas vorsichtiger arbeiten.“ (den/cwi)