„Ein dreifaches Helau! Votifela Helau! Dorfelle Helau!“ Mit diesen Worten eröffnen die Niederdorfelder Jecken die Fastnachtssitzung im fast ausverkauften Bürgerhaus. Die Votifela-Sitzung hat Tra- dition, dieses Jahr feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen.
Niederdorfelden. Vor der schönen Dorfkulisse thront der Elferrat, allen voran Präsident Reinhard Schott. Im Programm wechseln sich tänzerische Darbietungen mit Büttenreden ab: Die Votifela-Faschingssitzung ist im Umkreis für ihre scharfzüngigen Büttenreden über das Dorfgeschehen bekannt. Den Auftakt macht die Prinzengarde Rot-Weiß der Freien Turnerschaft Wachenbuchen.
Da sage einer mal, die Katholiken seien prüde! Für viele herzliche Lacher sorgt das Männerballett der katholischen Kirche Sankt Maria mit dem „Flipperdance“ zu einem Song aus dem berühmten Musical „Mamma Mia“. In stilechten blau-weiß geringelten Overalls tanzen die sechs Männer – mit Verstärkung durch eine Frau – in Schwimmflossen auf der Bühne. Bei genauem Hinsehen erkennt man unter den Schwimmern auch politische Prominenz: Matthias Zach, früher grüner Bürgermeister Niederdorfeldens und nun hauptamtlicher Beigeordneter des Main-Kinzig-Kreises, läßt sich den Spaß an der Fastnacht nicht nehmen.
Weitere Tanzeinlagen zeigen das Duo „Four-everyone“, die „Zuckerschnecksche“ Elena Martini mit einem Solo, „Heartbeatz“ sowie die „Lucky Ladies“. Auch die Büttenreden sorgen wieder für ausgelassene Stimmung. Hierbei reicht die Spanne von politisch-aufgewühlt bis urkomisch-melancholisch. Da ist zum Beispiel der Bauer Kall, im echten Leben Frank Umlauf, der das aktuelle Weltgeschehen kritisiert.
Zwar versucht er sich gemäß seines Mottos „Bevor isch misch uffreesch, is mers liewer egal!“ zu beherrschen, doch wenn „die Geissens von Amerika“ das mächtigste Amt der Welt einnehmen, könne man nicht einfach nur zugucken. Wählen sei die Devise – und zwar die Richtigen! „Wenn der Trump da drübbe einfach Leute ausweise will, wo solle die denn hie? Aach nach Europa? Obwohl – also wenn Sandra Bullock unn Angelina Jolie nach Dorfelle ziehe, tät isch misch ja net beschwere.“ Aufregen tut sich Bauer Kall aber nicht nur über die internationale Politik, auch die Gemeindepolitik wird kräftig durch den Kakao gezogen.
Ohne politische Beweggründe, dafür aber mit einem fehlenden Vorderzahn, wünscht sich das Wiener Mädel alias Silvia Utter ebendiesen zum Geburtstag. Unter lautem Gegröle wird jedes Mal wieder der Refrain angestimmt. Auch die anderen Büttenredner sorgen für beste Unterhaltung. Bei dieser Veranstaltung trifft die Redensart „Je später der Abend, desto lustiger die Leute“ auf alle Fälle zu. Die Stimmung im Saal jedenfalls ist ohne Zweifel großartig.
Neuer Förderverein
Veranstaltet werden die Faschingssitzungen vom Zusammenschluss aus vier Niederdorfelder Vereinen: der Volkschor, der Tischtennisclub, die Feuerwehr und die Landfrauen verschreiben sich schon seit 30 Jahren der närrischen Unterhaltung. Aus den Anfangsbuchstaben der Vereine leitet sich der Name Votifela ab. Wegen der großen Nachfrage gibt es seit einigen Jahren sogar zwei Sitzungen. Damit diese Kultur erhalten bleibt, gibt es seit kurzem einen Förderverein.