Karben. Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Karben ist komplett. Petterweil ist nun Teil der Gemeinde. Das haben die evangelischen Christen in einem Gottesdienst in Petterweil gefeiert. Die »Hauptdarsteller« des Gottesdienstes an diesem Sonntag stehen auf dem Altar, als sich die Kirchenreihen füllen: sechs glänzende Kelche, einige etwas größer, einige kleiner, einige reicher verziert, andere schlichter. Sie gehören zu den sechs früher eigenständigen Kirchengemeinden der Karbener Stadtteile. »Dass Petterweil etwas Besonderes ist, zeigt sich schon mit Blick auf die sechs Kelche«, sagt Conny von Schumann, bis dato Kirchenvorstandsvorsitzender in Petterweil, zur Begrüßung schmunzelnd. In der Tat: Der Petterweiler Kelch ist der einzige goldene, die anderen fünf sind silberfarben.
Kirchengemeinde
ist nun komplett
Mit dem Festgottesdienst feiert die evangelische Gesamtkirchengemeinde Karben an diesem Vormittag den Beitritt Petterweils als letztem Stadtteil. Denn als sich die Gesamtkirchengemeinde vor nunmehr vier Jahren gegründet hatte, hatte sich allein Petterweil zunächst gegen den Zusammenschluss entschieden. »Nun sind wir komplett«, erklärt Pfarrer Eckart Dautenheimer in der voll besetzten Petterweiler Martinskirche. Als neuer Pfarrer für den Seelsorgebezirk Petterweil hat er den Gottesdienst federführend gestaltet und gemeinsam mit Pfarrerin Nadia Burgdorf und Pfarrer Christian Krüger gehalten, Vorgänger Michael Neugber war als Mitglied des Posaunenchors dabei.
Zu dem besonderen Anlass sind die sechs Kelche mit Geschichten aus »ihren« Stadtteilen verbunden worden. Der Petterweiler Kelch selbst hat eine beeindruckende Historie: So sei das aus dem 13. Jahrhundert stammende Stück seit 1649 wieder in Gebrauch – nachdem er im Dreißigjährigen Krieg vergraben und danach wieder ausgebuddelt worden sei. Die Inschrift im Boden trägt aus heutiger Sicht einen Buchstabendreher: »Dieser K. gehört zu Petterwiel«, steht dort.
Kelche als
Hauptdarsteller
Die anderen Kelche haben zwar nicht so imposante Historien, stehen aber für herzliche Geschichten. Für Burg-Gräfenrode erzählt Pfarrerin Burgdorf von ihrem Albtraum, beim ersten Gottesdienst im neuen Seelsorgebezirk allein dazustehen – und wie sie am Ende herzlich und von zahlreichen Menschen begrüßt wurde.
»Gemeinde ist Gemeinschaft«, wird für den Okarbener »Kelch« zusammengefasst. Und für Klein-Karben wird an einen Abend der Reihe »Konzerte in der Kirche« erinnert, als ein quietschender Holzboden ein hochkarätiges Konzert untermalte. Es ist ein Gottesdienst voller Lachen und Applaus, unter anderem für den »begehrten« Petterweiler Posaunenchor und das vielfältig engagierte vierköpfige Pfarrteam mit dem abwesenden Simba Burgdorf.
»Ein Abschnitt geht zu Ende, ein neuer beginnt«, sagt Pfarrerin Burgdorf im Gebet. »Jetzt sind wir vollständig.« Seit den ersten Schritten hin zu mehr Zusammenarbeit 2005 habe man sich durchaus »gezofft« und es habe viele Momente gegeben, in denen sich ein Stadtteil benachteiligt gefühlt habe, gibt Dautenheimer zu. Nun blicke man in die Zukunft. »Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind groß. Nur gemeinsam werden wir sie meistern.«
Das wird auch im Abendmahl deutlich, das die voll besetzte Kirche in großen Kreisen rund um den Altar feiert. Allerdings nicht mit Wein aus den glänzenden Abendmahl-Kelchen. Seit Corona kommen beim Abendmahl in der Regel nur kleine Kelche zum Einsatz.
Von Jana Sauer