Gute Geldanlagen und gute Bodenfruchtbarkeit haben eines gemeinsam: Sie sind nicht einfach zu bekommen. Damit beides gelingt, benötigt man Profis. Zwei von ihnen haben sich nun zusammengetan, um ein wichtiges Projekt anzustoßen. Nämlich, den Hunger in der Welt zu bekämpfen – und dafür Grundlagenforschung in Bad Vilbel zu betreiben.
Bad Vilbel. Silvia Wendel, stellvertretende Filialleiterin der Sparda-Bank Hessen in Bad Vilbel, überreichte eine 2500-Euro-Spende an Martin von Mackensen, Leiter der Fachschule für biologisch-dynamischen Landbau des gemeinnützigen Vereins Landbauschule Dottenfelderhof. „Die Mittel stammen aus unserem Gewinn-Sparverein, der im vergangenen Jahr rund 700 Projekte in ganz Hessen mit mehr als 1,4 Millionen Euro förderte“, sagt Wendel dazu.
Bei Lebensmitteln zähle nicht nur der Preis, sondern vor allem die Qualität. „Das in der staatlich anerkannten Ergänzungsschule des Landes Hessen den Schülern vermittelte Fachwissen über die Prinzipien des Bio-Anbaus nutzen nicht nur Landwirte, sondern es kommt auch den Konsumenten zugute“, lobt die Spendenüberbringerin.
Humusgehalt erhöhen
„Ihre Spende fließt in die Forschung und Lehre unseres neuen Projektes Bodenfruchtbarkeit ein. Wir beschäftigen uns in Theorie und Praxis damit, wie man die Bodenfruchtbarkeit durch einen idealen, optimierten Mix organischen Düngers verbessern kann“, ergänzt von Mackensen. Im biologisch-dynamischen Landbau spielen fruchtbare Böden und damit die aufbauenden Prozesse im Boden eine zentrale Rolle. „Das Thema hat zudem eine große Relevanz für das Klima. Gelingt es, Kohlendioxid in Form von Kohlenstoffen im Boden zu binden, erhöht dies den Humusgehalt und damit die Fruchtbarkeit des Bodens, auf dem Früchte angebaut werden“, sagt der Schulleiter.
Das sei nicht nur im von der UN ausgerufenen Internationalen Jahr der Böden 2015 wichtig. „In den vergangenen Jahrhunderten wurde immer nur Humus in den Böden abgebaut. Um das Ziel fruchtbare Böden zu erreichen, wird auf dem Dottenfelderhof am Zusammenhang und der Herstellungsweise der Kompostierung geforscht. Gleichzeitig ist das Projekt Lehrinhalt der Fachschule“, sagt Sophie Rennschmied, Fachangestellte der Landbauschule.
Die Schule ist in den Betrieb des Dottenfelderhofes eingebettet, den Martin von Mackensen ebenfalls leitet. Die 200 Hektar des Hofes werden für die Landbauschüler, die ausgebildete Landwirte und Gärtner sind oder eine andere Berufsausbildung abgeschlossen haben, zum Klassenzimmer. Seit 1997 werden auf dem Hof Praxisverfahren zur Kompostierung von Heckenschnitt und Holzhäckseln durchgeführt. Inzwischen wurde ein Verfahren entwickelt, in dem Heckenschnitt und Lauch, Mist der Wiederkäuer, Gemüseabfälle und Pflanzenreste, Mutterboden, Molke, Jauche, Kalk und weitere Komponenten über mehrere Stufen zu Kompost verarbeitet werden.
Ziel ist die positive Humusentwicklung der landwirtschaftlich genutzten Böden. „Kompostieren ist ein lebendiger Prozess, in dem Mikroorganismen, Feuchtigkeit, das richtige Verhältnis von Kohlenstoff und Stickstoff eine entscheidende Rolle spielen“, erläutert der Schulleiter weiter. Wäre die Rezeptur für den idealen Kompost einfach, könnte jeder die fruchtbare Humusschicht der Böden verbessern. Und der Sieg über den Hunger in der Welt wäre damit greifbar, merkt er an.
Langfristiges Projekt
Auf einem Feld nördlich des Hofes Richtung Dortelweil hat Hartmut Spieß, Leiter der Abteilung Forschung und Züchtung des Dottenfelderhofes, als Forschungsprojekt einen Parzellenversuch zu diesem Thema angelegt. Auf einem Teil eines für ein Jahr der Züchtung zur Verfügung gestellten Feldes erstrecken sich vier lange Reihen mit Kompostminen.
Aus ihnen steigen Dampf und der typische Geruch von Frischmist und Jauche auf. „Drei bis vier Monate lang wird der Kompost immer wieder mit einem Spezialgerät durchmischt, genässt und wieder mit Erde abgedeckt. Danach ruht er mindestens sechs Monate lang“, schildert von Mackensen.
Das wichtige Projekt zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit ist auf dem Bad Vilbeler Hof über mehrere Jahre angelegt. Zur Finanzierung sind weitere Spender willkommen. „Die ganze Natur ist eine Melodie, in der eine tiefe Harmonie verborgen ist“, wusste bereits Johann Wolfgang von Goethe.