Karben. „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“, so fängt das bekannte Lied von Schumann an. Brunnen waren in alten Zeiten ein wichtiger Treffpunkt gewesen, für Mensch und Vieh unersetzbar, um an frisches Wasser zu kommen. Auch der Peter-Geibel-Brunnen in Klein-Karben war einst Mittelpunkt des Dorflebens. Auf dem Platz mit der Brunnenstele und zwei schmalen Wasserbecken rechts und links wurde die Dreschmaschine aufgestellt, hielten Pferdefuhrwerke und spielten Kinder.
Den Brunnen vor Ostern zu putzen und zu schmücken, diese Aufgabe wurde in der Regel einst den jungen Burschen und Mädchen aufgetragen. Damit kann man heute junge Leute nicht mehr locken, und so hat der ehemalige Ortsvorsteher Rainer Züsch den SPD-Ortsverein und Anwohner zusammengetrommelt, um dem Brunnen zu Ostern ein festliches Gewand zu verpassen. „Ich trage die Idee schon fünf Jahre mit mir herum, jetzt hat es endlich anlässlich des 100-jährigen Bestehens der SPD Klein-Karben geklappt“, sagte Züsch.
Er hat alles mitgebracht, was man zum Brunnenschmücken braucht. Der selbst gebaute Aufsatz aus Kanthölzern hat eine gebogene Krone, und an neun Haken können lange Girlanden aus grünen Zweigen aufgehängt werden. „Darunter stecken leichte Materialien wie Alu-Flachstäbe und ummantelte Rohrisolationen“, erklärte Züsch. Er ist zufrieden mit seiner Konstruktion.
Stadtrat Jochen Schmitt und SPD-Mitglied Rudolf Gress scheuen das stachlige Tannengrün nicht und erweisen sich als geschickte Girlandendreher. Einer hält, der andere wickelt, und die fertige Girlande tragen sie stolz zum Brunnen. Dort steht Rainer Züsch, klettert auf die Leiter und hängt sie oben ein, während unten Helfer darauf warten, sie zu schmücken.
Die Anwohner Vera Chessa und Alessa Lucke suchen die bunten Plastikeier aus, die Michael Lucke sorgfältig befestigt. In der Zwischenzeit sind auch die anderen Helfer nicht faul und binden weitere Girlanden. Immerhin werden neun Stück gebraucht. „Nicht reden, sondern arbeiten“, mahnt Stadtverordnete Hannelore Bruhn (SPD) aus Rendel, und Ehrenbürgermeister Detlev Engel wickelt gehorsam Zweig für Zweig um die weiche Rohrisolation. Nach gut einer Stunde ist die Arbeit getan, und sie gefällt. Aus dem Fenster eines benachbarten Haus steckt eine Anwohnerin den Kopf hinaus und sagt: „Gut sieht es aus.“ Nur die Brunnenfeger fehlen, um das vermooste Wasserbecken auf Vordermann zu bringen.