Wie sieht der Lokaljournalismus in der Zukunft aus, welche Aufgaben hat er? Diese Fragen stellt die Bad Vilbeler FDP-Fraktion bei einem Diskussionsabend. Als Gäste anwesend sind Horst Samson, Jens Joachim und Hans Liedel. Die drei vertreten unterschiedliche Meinungen zum Thema und können die Diskussion so anheizen.
Bad Vilbel. Wie der Lokaljournalismus in Zukunft aussieht und was Lokaljournalisten von anderen Schreibern unterscheidet, soll an diesem Diskussionsabend besprochen werden. Als Gäste sind Horst Samson, Jens Joachim und Hans Liedel anwesend, allesamt langjährig in der Branche tätig.
„Der Lokaljournalist, ein ganz besonderer Schreiber ist. Kennt jede Stelle seiner Stadt und weiß, welche Probleme sie hat“, beginnt Heike Freund-Hahn. Moderiert von Jörg-Uwe Hahn, Fraktionsvorsitzender der Bad Vilbeler Liberalen, beginnt Horst Samson die Diskussion mit seiner Vorstellung von erfolgreichem Lokaljournalismus. Samson war zuletzt Leiter des Bad Vilbeler Anzeigers. Zwölf Studenten habe er in frühen Jahren beim Anzeiger durch ausgebildete Redakteure ersetzt.
Internet als Chance
„Wir haben Bad Vilbel zur Hauptstadt des Rhein-Main-Gebietes erklärt“, berichtet Samson aus früheren Tagen. „Ich glaube der Lokaljournalismus ist nicht nur die Königsdisziplin, sondern auch die Zukunft des Journalismus“, fährt er fort. Jens Joachim, jahrelang bei der FAZ und Frankfurter Rundschau für die Wetterau verantwortlich, mittlerweile in Darmstadt, sieht die Aufgaben einer Zeitung anders:
„Wird einem Journalisten die Ehrenmedaille einer Stadt verliehen, hat dieser die Aufgabe verfehlt. Eine Zeitung darf kein Sprachrohr einer Stadt oder Partei sein.“ Horst Samson verteidigt seine Position: „Wir haben immer sehr kritische und auch heftige Kommentare geschrieben.“ Jens Joachim zeichnet für die Zukunft des gedruckten Lokaljournalismus ein eher düsteres Bild, sieht das Internet aber als Chance: „Onlineberichterstattung ist kein Teufelszeug“, Lokaljournalismus sei ein großes Identifikationsmerkmal für eine Region oder eine Stadt.
Hans Liedel, lange Zeit Chef der Taunus-Zeitung und früher Vize-Chefredakteur der FNP sagt: „Die Zukunft sehe ich allerdings auch gefährdet.“ Er führt weiter aus: „Auch Zeitungen, die gut gemacht sind, haben sinkende Auflagen.“ Lokaljournalismus sei sehr aufwendig, Wochenblätter sehe er eher als Spiegel einer Woche. Investigative Geschichten hätten dort kaum Platz. Diese seien aber so wichtig.
Lokale Falschmeldung
Als Beispiel diskutieren die drei Journalisten die Neujahrsberichterstattung der „Bild“: Ein Gastronom in der Frankfurter Freßgass’ hatte Übergriffe in seinem Lokal an Silvester gemeldet. Erst durch Recherchen, unter anderem der FNP, war seine Geschichte als Lüge enttarnt worden.
Weiterhin sollten Zeitungen Meinungen bieten, mit denen sich der Leser identifizieren könne, so Liedel. Ein Lokaljournalist müsse ertragen können, ständig die Haare nach hinten geweht zu bekommen. Auch müssten Geschichten geschrieben werden, die den Bewohnern einer Region möglichst nah vor die Haustür rücken. „Mit Politik allein geht eine Zeitung unter.“ (mna)