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Gegenwind auf dem Heilsberg – „Alt-Bürger“ wollen sich von „Neu-Bürgern“ nicht den Mund verbieten lassen

Bad Vilbel. „Ich kämpfe bestimmt nicht dafür, dass die Amiwiese bebaut wird, aber wie die Bürgerinitiative gegen die Bebauung auftritt, ist nicht länger hinzunehmen“, sagt Rüdiger Brandt. Er spricht vielen eingesessenen Heilsbergern aus dem Herzen. Er hat sich der „Interessengemeinschaft Heilsberg“ (IG) angeschlossen, die innerhalb weniger Tage mehr als 500 Unterschriften für eine Entwicklung der Amiwiese gesammelt hat. „Nur bei Heilsbergern, die volljährig sind“, sagt Edith Beckert, die mit ihrem Mann Hermann die Initiative zur Gegenbewegung ergriff.

„Fast zu spät“, meinen einige, die es „leid sind, sich von einer Minderheit neu Zugezogener sagen zu lassen, was wir wollen.“

Dass ihnen von Anwohnern der Carl-Schurz-Straße und deren Freunden auf öffentlichen Veranstaltungen der Mund verboten werde und sie persönliche Angriffe erdulden müssten, wollen die Bürger nicht hinnehmen. Gemeinsam fordern sie nun das Recht auf eine Dreifeld-Sporthalle für die 6000 Heilsberger ein. „Ein gutes Sportangebot und ein Jugendhaus mit Veranstaltungsräumen sind das beste Mittel gegen Vandalismus“, ist Oliver Hohmann überzeugt.

Einige Heilsberger würden in ihrem Stadtteil gern auch ein Eigenheim für ihre jungen Familien errichten und dafür einen Bauplatz auf der Amiwiese kaufen. „Aber als ich erlebt habe, wie Leute von der BI auf diesen Wunsch einer jungen Mutter reagiert haben, hab’ ich mich nichts mehr sagen trauen“, berichtet Renate Krause über die Bürgerversammlung.

Vielen geht’s aber auch um eine weitere Zu- und Abfahrt zur Entlastung der viel befahrenen Straßen Am Hang, Friedensstraße und Samlandweg. Genau um diese Entlastungsstraße durch die Schurz-Straße gehe es auch den dort lebenden Neubürgern, „die am liebsten wieder wie die Amerikaner Schranken und Passkontrollen einführen würden, damit sie in ihrem Ghetto nicht gestört werden“, so Heidrun Bender. Da Argumente gegen eine Straße leicht als egoistisch zu entlarven wären, schöben die Anwohner den Erhalt der Amiwiese vor, holten sogar Naturschützer ins Boot und ließen Kinder an der Halfpipe auf ihren Listen unterschreiben. Sogar im evangelischen Kindergarten werde Werbung betrieben, im Georg-Büchner-Gymnasium setze eine Lehrerin aus der Schurz-Straße Schüler mit Fragen über deren Einstellung zur Bebauung der Amiwiese unter Druck. Die Schulleiterin der Ernst-Reuter-Schule, Angelika Ringler, habe sich dagegen verwahrt, dass in der Schule Unterschriftenlisten ausgelegt werden.

„Wenn die Bewohner der Carl-Schurz-Straße von Lebensqualität sprechen, sollten sie an die Anlieger der stark befahrenen Straßen denken“, fordert Almut Brandt. Wie Hohn klinge es da, jene seien den Verkehr gewohnt. Anna Undt erinnert sich, „dass wir in unserer Straße Am Hang früher Federball gespielt haben“. Doch „die Siedler, die den Heilsberg erst urbar gemacht haben, haben sich der Entwicklung nie in den Weg gestellt, wie es die Neuen nun versuchen“. Angst um die Kinder in der Carl-Schurz-Siedlung sei vorgeschoben, da „die Bewohner selbst mit mindestens 40 oder 50 durch die Tempo-30-Zone brettern“, wie Hohmann beobachtet hat. Dass die Amiwiese ein wichtiger sozialer Treffpunkt ist, findet die IG auch – doch nur in einer Hinsicht: „als Hundekackwiese“, wie einer drastisch sagt. Seite 6 und 7

Kontakt zur Interessengemeinschaft Heilsberg: Hermann und Edith Beckert, Tel. (0 61 01) 8 65 61.