Bad Vilbel/Karben. Mucksmäuschenstille im vergrößerten Klassenraum des Georg-Büchner-Gymnasiums von Bad Vilbel. Was die 20-jährige Sarah Meisinger aus Karben da vortrug, berührte offensichtlich die aufmerksam lauschenden 80 Schülerinnen und Schüler. Die Geschichte von den beiden südafrikanischen Jungs Noé und Jamal, ihr Schicksal im Elendsquartier der Townships, ein Schicksal das eng verbunden ist mit AIDS, der Geißel, unter der gerade das Land am afrikanischen Kap zu leiden hat.
Mitreißend und anrührend die Erzählung von Sarah Meisinger, ohne dabei je die Klippe zur Rührseligkeit oder gar zum Kitsch zu überschreiten. Noé, der sympathische Aufschneider, der sich für intelligent hält und so clever, dass er überzeugt ist, alle Fährnisse des Lebens umschiffen zu können, der von einer bedeutenden beruflichen Karriere phantasiert und plötzlich mit dem Siechtum seines Cousins Jamal konfrontiert wird. Der erkennt, dass alle Wünsche nichts wert sind gegen das Leben von Jamal und der diesem am Ende sein einziges Begehren erfüllt: einmal eine Dose Cola zu trinken.
Durch die Lektüre von Kurzgeschichten zum Thema „AIDS in Afrika“ sei sie zu ihrem Text gekommen, erzählte Sarah Meisinger, die in diesem Frühjahr im Burggymnasium von Friedberg ihr Abitur ablegt. Im vergangenen Herbst war sie zum zweiten Mal unter den 21 Auserwählten des Jugend-Literaturpreises der OVAG. Drei von diesen trugen ihre Beiträge nun in Bad Vilbel vor.
Darunter Manon Cavagna (17 Jahre) aus Rosbach, Schülerin der Ernst-Ludwig-Schule in Bad Nauheim. Bereits zum dritten Mal qualifizierte sie sich. Erneut mit einer leisen, sensiblen und schlanken Sprache, mit kleinen aber eindrücklichen Beobachtungen, wie alle Vortragenden, mit einem ungeheuren Gefühl für das richtige Wort begabt. In „Entlang der Gleise“ beschreibt sie zwei Außenseiter, die sich wiederholt auf einem Bahnhof sehen.
Das Trio komplettierte Daniel Schneider (21) aus Heuchelheim, der mit „Zeichen“ den dritten Platz beim Wettbewerb erreichte. Ein Text über den tieferen Sinn der deutschen Sprache – mit überraschender Pointe am Ende. (zlp)
Das Buch „Gesammelte Werke“ mit den Texten aller Preisträger kostet 10 Euro (260 Seiten, inkl. Hörbuch) und kann bestellt werden unter Telefon (06031) 821113. Informationen zum Jugend-Literaturpreis der OVAG 2011 unter 06031 82 1222 und matle@ovag.de