
Karben. Jetzt gilt’s: Insekten-Königinnen suchen neue Standorte für ihre Nester – auch die Asiatische Hornisse. Diese eingewanderte Art ernährt sich allerdings von Honigbienen. Die Karbener Bienenbotschafter haben sich in Asien informiert, wie dort mit den gefräßigen Insekten umgegangen wird.
»Nester und Vorkommen der Asiatischen Hornisse unbedingt melden«, betonen die Karbener Bienenbotschafter. Denn die Königinnen der invasiven Art »Vespa Velutina« fliegen jetzt aus und bauen ihre Primärnester. Die Art ist eine Gefahr für einheimische Bienen.
So etwas wie im vergangenen Jahr möchten Moses M. Mrohs und Antonio Gurliaccio nicht noch einmal erleben. Gemeinsam mit dem Hornissen- und Wespenberater Christian Engel stehen sie im Garten der Bienenbotschaft in Klein-Karben und erzählen. Noch hat ihre Oase hinter dem Haus nicht den Charme, den das Frühlingsgrün verleiht. Aber es summt und brummt an den zahlreichen aufgehängten und aufgestellten Insektenhotels. Reger Flugverkehr herrscht an den Bienenstöcken. Ein wachsames Auge haben die Bienenexperten auf ihre geflügelten Schützlinge, denn im vergangenen Jahr hat die Asiatische Hornisse zwei ihrer Bienenvölker vernichtet.
»Bis zu 50 Bienen am Tag kann diese Hornissenart verspeisen«, erzählen die Experten. Es sei eine aus Südasien eingeschleppte Art, die schnell gelernt habe, dass die Honigbienen eine leichte Beute sind. Sie lauern ihnen am Stock auf. Asiatische Wildbienen verhalten sich anders, erzählen Mrohs und Guerliaccio. Sie flögen im Zickzack und rotteten sich flügelschlagend an den Einfluglöchern zu ihrem Nest auf, wenn sie von Hornissen angegriffen werden. Die europäische Honigbiene flüchtet sich dagegen in ihren Stock und traut sich nicht mehr raus. »Wir werden den Kampf gegen die Asiatische Hornisse nicht gewinnen, aber wir können sie eindämmen«, sagt Engel. Ihn haben die Bienenbotschafter vergangenes Jahr zurate gezogen, als sie die Asiatische Hornisse entdeckten. Es gelang, ein großes Nest (»Sekundärnest«) in einer Baumkrone am Sportplatz Klein-Karben aufzuspüren. Wenig später wurde ein weiteres im Gewerbegebiet Groß-Karben gemeldet. Beide Nester wurden in einer aufwendigen Aktion von einem Spezialteam des Hessischen Landesamtes für Naturschutz entfernt.
Die Bienenbotschafter gehen davon aus, dass Asiatische Hornissenköniginnen überlebt haben. Die Rechnung, die sie aufmachen, ist einfach: Pro Hornissennest mit 1000 bis 2000 Individuen werden etwa 300 bis 500 Königinnen erzeugt. Wenn nur 25 bis 50 Königinnen den Winter überstanden haben, sind sie jetzt auf Nahrungssuche und bauen sich ein Nest, um Nachwuchs zu erzeugen.
»Diese 20 Zentimeter großen Primärnester mit Flugloch unten müssen wir jetzt finden«, sagen die Bienenbotschafter. Die Königinnen suchen sich dafür einen Platz in Bodennähe, in niedrigem Gesträuch, unter Dächern, an Gebäudeecken oder in Nistkästen. »Wer so ein graues bis ockerfarbenes Primärnest in der typischen Zellulosestruktur sieht, bitte unbedingt ein Foto machen und uns melden«, sagen die Bienenbotschafter. »Auf keinen Fall selbst tätig werden«, mahnen sie, denn Hornissen und Wespen stehen unter Schutz. Es müsse sichergestellt sein, dass es sich um die meldepflichtige Asiatische Hornisse handele. Für Maßnahmen ist das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zuständig. »Wir schauen uns ein Nest auch selbst an und melden es weiter«, versichern Mrohs und Gurliaccio.
So sehr beschäftigt die Bienenbotschafter das Problem mit der Asiatischen Hornisse, dass sie im Winter eine Reise nach Südindien und Thailand verlängerten, um mehr über die Asiatische Hornisse und einheimische Bienenvölker zu erfahren.
Leicht nussig
im Geschmack
Über den dortigen Umgang mit dem Insekt waren sie überrascht: »Wir ernten die Nester der Hornisse und essen die eiweißhaltigen Larven als fritierte Vorspeise oder roh wie Sushi mit Soße«, wurde ihnen gesagt. Ein Bummel über den Markt überzeugte die beiden: Sie sahen diverse Insekten und Larven und kosteten davon. »Leicht nussig und angenehm, erinnert an Hähnchenfleisch.«
»Etwas Überwindung hat es gebraucht«, sagt Gurliaccio. Ob das Verspeisen der Larven der Asiatischen Hornisse eine Lösung für Europa ist, da wagen sie keine Prognose.
Vorerst konzentrieren sich die Bienenbotschafter darauf zu beraten, die Nester zu finden und zu melden. »Wir verkaufen in unserem Bienenlädchen auch geeignete Fallen für die Asiatische Hornisse«, sagen sie. Ringe am Ein- und Auslass verhinderten den Beifang von geschützten Insekten.
JKontakt zur Bienenbotschaft auf der Homepage: www.bienenbotschaft.de, Mail: bienenbotschaft@web.de, Telefon: 0 60 39/ 4 67 73 75 oder 01 72/ 6 60 92 48.
Von Anne-Rose Dostalek