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Gefahr fürs Öko-System

Kunzmann denkt über eine Sterilisation der Nutrias im Burgpark nach

Sie sind niedlich und erfreuen Spaziergänger und Besucher der Bad Vilbeler Burgfestspiele: Die Tiere im Burgpark. Enten tummeln sich in großer Zahl und auch die Nutrias werden nicht weniger. Doch woran die Spaziergänger Spaß haben, erweist sich als echtes Problem für das Ökosystem. Deshalb wollen der Leiter des Kulturamts Claus-Günther Kunzmann und Gewässerökologe Gottfried Lehr dagegen vorgehen.

 

Bad Vilbel. „Die Nutrias im Burgpark sind mittlerweile zum großen Problem geworden“, sagt Claus-Günther Kunzmann, Leiter des Bad Vilbeler Kulturamts. Eine Umsiedlung der Tiere würde laut Kunznichts bringen. Dass der Tierbestand im Park derart explodiert sei, dafür gebe es nur einen Grund: „Die Futterlage für die Tiere ist super, denn sie werden im Übermaß gefüttert“, schimpft Kunzmann. „Von vielen Unvernünftigen werde Brot geholt und in Massen in den Park geworfen. Das sei nicht nur die völlig falsche Art von Futter für die Tiere, sondern auch noch eine „Umweltverschmutzung“, ärgert sich Kunzmann.

Denn in der Population selbst würden wegen der großen Vielzahl an Tieren vermutlich bald Krankheiten auftreten; schuld daran ist Inzucht unter den Tieren. Die herumliegenden Lebensmittel würden außerdem noch weitere Nager anlocken. Ratten würden dadurch massiv gezüchtet, was auch die Burgfestspiele und die dortige Gastronomie gefährde.

Rasen leidet

Durch die bloße Anzahl an Tieren würde außer der Rasen im Kurpark stark leiden. Bauzäune schirmten vor einiger Zeit wochenlang die Nordseite des Burggrabens ab, damit das Gras sich erholen konnte. „Um die Burg herum ist der Park stark verkotet“, schildert Kunzmann ein weiteres Problem.

„Wegen der Gefahr von Keimen lassen wir Kotproben untersuchen, außerdem haben wir ein Gerät angeschafft, mit dem wir die Wege frei spritzen können“, so Kunzmann weiter. „Ich will gar nicht wissen, was Kinder sich da für Krankheiten holen können, wenn sie dort spielen“, warnt er.

Mittlerweile sei man an dem Punkt, dass der missliche Situation nur mit einigem Aufwand entgegnet werden könne: „Wir werden Schilder aufstellen mit dem Hinweis, dass ab sofort nicht weiter gefüttert werden soll.“

Das Wasser im Burggraben werde bereits künstlich mit Sauerstoff angereichert, denn das Gewässer drohe wegen der Verschmutzung durch den Kot der Tiere umzukippen.

Sterilisieren

Um die Tierpopulation aufhalten zu können, sehe er nur eine Möglichkeit: „Wir wollen die Tiere natürlich nicht töten, deshalb überlegen wir, die Elterntiere zu sterilisieren.“ Ethisch habe er dabei durchaus Bedenken, gibt Kunzmann zu, doch müsse etwas passieren. Auch Nidda-Experte und Gewässerökologe Gottfried Lehr hat sich der gegenwärtigen Situation angenommen.

„Das Sterilisieren der Tiere haben wir in einer Arbeitsgruppe besprochen, der auch der ehemalige Leiter des Exotariums im Frankfurter Zoo, Rudolf Wicker, angehört“, berichtet Lehr. Die Sterilisation der Tiere sei die beste Möglichkeit, da sie territorial leben und bei einer Umsiedlung deshalb zurückkommen würden. Im Falle der Sterilisation blieben die Tiere da, vermehrten sich aber nicht mehr.

Auch das ständige Füttern müsse er als Unding darstellen: „Wir verstehen, dass die Tiere niedlich sind und dass es Spaß macht, sie zu füttern. Aber das schadet sowohl den Tieren als auch der Umwelt“, appelliert auch der Bad Vilbeler Nidda-Experte an die Einsicht der Bevölkerung. „Die Tiere vermehren sich bei guter Futterlage rasant. Zwei bis fünf Würfe pro Jahr sind keine Seltenheit.“

Nutrias bauen Tunnel


„Nutrias gibt es entlang der gesamten Nidda, aber ohne große Probleme zu verursachen“, weiß Gewässerökologe und Nidda-Experte Gottfried Lehr. Die Ausbreitung der Biberratten habe damit zu tun, dass Nutrias keine natürlichen Feinde haben. Nutrias verändern ihre Umgebung massiv. Abbrüche an den Niddaufern drohen, wenn die Tiere den Boden mit ihren Tunneln stark durchlöchert haben. So etwa auch am historischen Gemäuer der Bad Vilbeler Wasserburg, worauf Festspiel-Intendant Claus-Günther Kunzmann bereits 2016 in der FNP eindringlich hingewiesen hat. Auch abrutschende Ufer, Überschwemmungen, Absackungen an Straßen oder Gebäuden könnten passieren. (nma)