Bad Vilbel. Große Gefahren für den selbstständigen Mittelstand sieht der Bad Vilbeler FDP-Landtags- und Kreistagsabgeordnete Jörg-Uwe Hahn. Nach einem Gespräch mit den beiden Geschäftsführenden Gesellschaftern der Hassia Mineralbrunnen, Günter und Dirk Hinkel, machte Hahn deutlich, dass „nicht nur herkömmliche Probleme des Steuer- und Gesellschaftsrechtes, sondern bei den Mineralbrunnen auch ganz konkret die unsinnigen Regeln der Verpackungsverordnung den Mittelstand erheblich belasten. Es muss bald eine Wende geben, der Mittelstand muss wieder zum Rückgrat der wirtschaftlichen Betätigung in Deutschland werden.“
Günter Hinkel erinnerte den Politiker daran, dass mit der Verpackungsverordnung „eigentlich eine vernünftige Zielsetzung verbunden“ gewesen sei. So wollte man Mehrwegverpackungen unterstützen und Einwegverpackungen eindämmen. „Die Mehrwegquote im Wassermarkt ist aber im freien Fall, sie hat für das Jahr 2007 mit 38 Prozent einen Tiefstand erreicht. Mehrweg- und ökologisch vorteilhafte Einwegverpackungen liegen bei Betrachtung des Gesamtmarktes unter 60 Prozent, diese Entwicklung ist ökologisch und ökonomisch nicht mehr sinnvoll und steht im Widerspruch zu der in der Verpackungsverordnung festgelegten Sollquote von 80 Prozent“, hebt Hahn hervor. Immer mehr Kunden würden Einwegverpackungen wählen. „Dabei handelt es sich ausschließlich um die ökologisch nachteilige Einwegverpackung, durch deren Nutzung entsprechend höhere CO2-Emissionen provoziert werden“, stellte Günter Hinkel in dem Gespräch mit dem FDP-Politiker fest. Ein Vergleich zwischen hoch rationalisierten Einweg- und klassischen Mehrwegunternehmen wie der Firma Hassia zeige, dass bei der Einwegabfüllung nur etwa ein Fünftel der Mitarbeiterzahl eines vergleichbaren Mehrwegunternehmens benötigt werde. Damit seien bei derzeit 18 000 Arbeitsplätzen bundesweit in der Mineralbrunnenindustrie etwa 14 000 Stellen als gefährdet anzusehen.
Ebenfalls beeinträchtigt sei die Entwicklung des selbstständigen Getränkefachgroß- und -einzelhandels. Dort seien 160 000 Arbeitsplätze derzeit vorhanden, wenn die Entwicklung so weiterlaufe, seien bestimmt 50 000 „stark gefährdet“.
„Ich kann es auch aus ökologischen Gründen nicht mehr nachvollziehen, warum das nicht gewünschte Ergebnis der Verpackungsverordnung blindlings von der großen Koalition in Berlin akzeptiert wird“, erklärte Hahn. Er gratulierte der Unternehmerfamilie Hinkel, dass sie mit immer neuen Ideen das Unternehmen und damit die Arbeitsplätze auch in Bad Vilbel sichert. „Politik müsse aber wieder mittelstandsfreundliche Wege suchen, damit auch in Zukunft Bad Vilbel eine erfolgreiche Quellenstadt ist“, forderte Hahn nach dem Besuch bei Hassia. (sam)