Nachfolgender Leserbrief erreichte uns zu dem Bericht „Ewige Ruhe wird teurer“ im BVA (5. Januar):
Da haben wir es wieder mal, Sterben wird teurer, und alles ist wahrscheinlich in hellem Aufruhr.
Aber ist das Sterben wirklich teurer als früher? Oder haben sich heute nur die Prioritäten verändert? Wir wissen es nicht, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass Menschen sterben und beerdigt werden müssen, und das kostet Geld. Nicht nur den Einzelnen, sondern die Allgemeinheit, was bei einem Deckungsgrad von 46 Prozent jedem einleuchten sollte.
Hier jedoch zu behaupten „Vilbels Friedhöfe haben kein Einnahme-, sondern ein Ausgabeproblem“ kann man so nicht stehen lassen.
Sicher, Karben hat nur vier Mitarbeiter für die Friedhöfe, aber auch ein externes Unternehmen welches die Grünpflege macht. Das Ergebnis können sich interessierte Bürger gerne vor Ort anschauen.
Hat der Ruf nach mehr Privatisierung hier vielleicht schon einen unternehmerischen Hintergedanken? Fakt ist doch schon heute, dass die meisten Beisetzungen auf unseren Friedhöfen Freitagmittag und Samstag stattfinden, obwohl laut Friedhofsordnung die Bestattung außerhalb der Dienstzeiten nur in Ausnahmefällen genehmigt wird. Und hier eine Berufsgruppe ebenfalls an den Gebühren verdient. Wie kann es sein, dass bestimmte Unternehmer freien Zutritt zu den Friedhofgebäuden haben, ohne das ein Friedhofsmitarbeiter zugegen ist?
Das Thema Friedhofsmitarbeiter sollte man auch etwas differenzierter sehen. Neun Mitarbeiter sind hier tätig. Eine davon ist die Verwalterin (da waren es nur noch acht). Ein Mitarbeiter geht zum 1. Februar 2012 (da waren es nur noch sieben). Ein Mitarbeiter steht kurz vor der Rente und ist nicht mehr so belastbar (da waren es nur noch sechs). Zwei Mitarbeiter kümmern sich um die Außenstellen (da waren es nur noch vier). Die braucht man aber für eine Erdbestattung, vorausgesetzt die findet nicht am Freitagvormittag statt, denn ein Mitarbeiter hat nur eine Vier-Tage-Woche. In dieser Konstellation darf natürlich keiner krank werden oder Urlaub haben. Man sieht also, so einfach lässt sich das nicht pauschalieren.
Auch immer wieder seit Jahren auf teure Fehlinvestitionen hinzuweisen bringt der Sache als solches nichts. „Es lebe der Friedhof“ war das Motto eines „Tag des Friedhofs“. Und überleben kann ein Friedhof nur, wenn sich die Menschen wieder in Erdgräbern oder Urnenfamiliengräbern bestatten lassen, und nicht in Urnenwänden abgestellt werden. Hier müssen Alternativen angeboten werden, wie unsere gärtner– und steinmetzbetreuten Urnengräber. Die übrigens weder auf Betreiben der Stadt Bad Vilbel, noch auf Druck des Ortsbeirates Massenheim zustande gekommen sind, sondern eine Initiative der örtlichen Friedhofgärtner und der Steinmetzen sind.
Wenn wir uns nicht alle selbst an die Nase fassen und dafür sorgen, dass unsere Friedhöfe weiter Orte der Trauer und Zwiesprache mit unseren Verstorbenen sind, dann veröden diese und unsere ach so hoch gelobte Bestattungskultur.
Georg Müller, Steinmetzmeister,
Bad Vilbel
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