21 Praktiker stellen sich beim Rotary-Berufsinformationstag Fragen neugieriger Schüler. Sie erfuhren aus erster Hand, wie der Alltag von Architekten, Polizisten, Friseuren, Piloten, Anwälten oder Kaufleuten aussieht. Doch weil vor allem Gymnasiasten kamen, blieben mache Stände verwaist.
Bad Vilbel. „Bestatterin find’ ich cool“, ist plötzlich im Gedränge der Mensa der John-F.-Kennedy-Schule zu hören, wo sich auf Einladung des Rotary-Clubs 21 Berufspraktiker vorstellen. Für die Pietät habe sie sich seit der achten Klasse interessiert, sagt Giona Peluso (18), die das Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) besucht. Da könne sich hinterher kein Kunde beschweren, scherzt sie mit Freundin Ricarda Markus (16), doch die jungen Frauen suchen das ernsthafte Gespräch mit Bestatterin Annette Schmidt.
Positiv überrascht
Der Beruf werde tabuisiert, sei aber wichtig, meint Peluso, zudem sei er krisensicher. Die Bestatterin wirbt mit schönen Bildern für ihre Arbeit an den Verstorbenen: „Abschied nehmen, waschen, Haare schneiden“ gehöre auch dazu – „dann sieht er wie ein Engel aus.“
Erwartungen an die Info-Messe habe sie überhaupt keine gehabt, sagt Ricarda Markus, sie wolle sich einfach informieren. Dabei habe sie unerwartetes erfahren: „Bisher habe ich vom Friseurberuf eher schlechtes gehört.“ Positiv überrascht war auch Peluso, es gebe „unheimlich viele Informationen.“
Für GBG-Schüler sei die Info-Börse eine obligatorische Veranstaltung, sagt Benedict Hybeck (16). „Sehr viele Menschen“ seien da, aber das Angebot für ihn als Gymnasiast eher klein. Trotzdem gibt es viel zu erfahren: Pilot, Bauingenieur, Rechtsanwalt, Polizist. Am Ende gelte es, sich zu entscheiden für die richtige Mischung „zwischen dem, was man machen will und guter Bezahlung.“
Sehr viele Schüler glauben, die ideale Lösung gefunden zu haben und belagern den Stand von Lufthansa-Flugkapitän Patrick Sommer. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, erzählt mit charmantem Lächeln, worauf es ankommt. Flüssiges Englisch, denn „die Hälfte der Ausbildung findet in Phoenix / Arizona statt – da sprechen sie breites Südstaaten-Englisch. Auch Grundkenntnisse in Physik und Elektrotechnik gehören dazu – und in Mathe. Sommer wirft beruhigend ein: „Ich war eine Null in Mathe“. Was bei den Schülern für Erleichterung sorgt. Aber auch Fitness zählt: „Ich mache regelmäßig Zirkeltraining.“
Ruhig geht es unterdessen bei Bernd Kaffenberger zu, der als selbstständiger Kaufmann gerade seinen eigenen Rewe im Quellenpark eröffnet hat. Nur vereinzelt kommen Schüler, dabei hat er ein echtes Angebot zu machen. Drei Lehrstellen will er im nächsten Jahr neu besetzen. Die Berufs-Börse findet er grundsätzlich gut, denn wegen des demografischen Wandels müssten Firmen und Betriebe bald um Ausbildungskräfte ringen.
Frauen bei der Polizei
Mehr los ist am Stand von Thomas Schwarz, der die Bad Vilbeler Redaktion der FNP leitet und auch bei Thorsten Kaltwasser, der den Polizeiberuf vorstellt. Eine Männerdomäne, sollte man meinen, doch dann stehen dort vor allem junge Frauen. Stefan Hess wirbt unterdessen für die Architektenbranche. „Brandschutz, Schallschutz, Wärmeschutz sind die großen Themen – das machen alles Bauingenieure. Zu erreichen sei der Beruf über Bachelor- und anschließendes Masterstudium. Ein Schüler wirft ein, er wolle gar nicht studieren. Hess rät ihm zum Ausbildungsberuf Bautechniker, „mit Gesellenprüfung und Bautechnikerschule – dann hast du die Praxis.“
Als Rotary-Organisator und Mitaussteller ist Notar und Rechtsanwalt Sebastian Gronstedt aktiv. Er rechnet mit über 200 Besuchern, alleine 100 vom GBG. Eingeladen habe man auch an der John-F.-Kennedy-Schule, der Bergen-Enkheimer Riedschule und der Karbener Kurt-Schumacher-Schule. Doch Friseur Thomas Horinek fand es bedauerlich, dass vor allem Gymnasiasten gekommen seien, die wenig Interesse am Friseurberuf hätten. Hingegen seien nur ganz wenige Kennedy-Schüler dagewesen, obwohl dort alle Neunt- und Zehntklässler dazu aufgefordert wurden, so Konrektor Manfred Ochs. Zudem habe es an der Karbener Kurt-Schumacher-Schule noch eine Parallelveranstaltung gegeben, bedauert Horinek.