Schon zum nächsten Jahr sollen Hessens Gymnasien wählen dürfen, ob sie zum neunjährigen Abitur zurückkehren möchten. Dies hätte „katastrophale Auswirkungen“, meint Peter Troitzsch, Schulleiter des Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG).
Bad Vilbel. Das Land wolle für alle Gymnasien die Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 einführen, verkündeten Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und die neue Kultusministerin Nicola Beer (FDP). Dazu gehöre die Möglichkeit für große Schulen, beide Bildungsgänge parallel anzubieten. Eingeführt wurde das Turbo-Abi in acht Jahren, G 8, erst 2004.
Die Wahlfreiheit löst nicht nur Erleichterung aus. „Unsere Erfahrungen zum Thema G 8 haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, urteilt GBG-Schulleiter Peter Troitzsch. Während der Erprobungsphase seien Umfragen im Kollegium erfolgt, „da in diesem Schuljahr 2011 / 2012 in der Erprobungsphase erstmals unser Doppeljahrgang war“, sagt Troitzsch. Die überwiegende Mehrheit der Kollegen hätte dabei „keine Unterschiede im Leistungsniveau zwischen G8-Schülern und G9-Schülern erkannt“.
Damit versucht der Direktor auch, verunsicherte Eltern zu beruhigen. Anfänglich habe sich ein Teil der Eltern Sorgen gemacht, ob ihre Kinder das „Lerntempo“ mithalten können. Erstaunlich gewesen sei auch die Angst der Eltern von G 9-Schülern, die dachten, dass strebsame G 8-Schüler lerntechnisch die anderen überholen würden. Reaktionen auf den Wechsel zu G 9 habe er nicht vernommen, erläutert Troitzsch. Dabei wurden auch die Praktiker an den Schulen von der Politik überrascht.
Die Entscheidung für Wahlfreiheit spreche „überhaupt nicht für eine Planungssicherheit, sondern hier werden uns innerparteiliche Flügelkämpfe aufgezeigt“, empört sich Troitzsch. Er will nicht umsteuern: Eine Rückkehr schüfe „neben großen pädagogischen Problemen auch organisatorische Umstrukturierungen.
Troitzsch gibt zu bedenken: „Man sollte viel lieber an der Stellschraube Stoffvermittlung arbeiten und die Lehrpläne sinnvoll verschlanken. (dd)