Ein großer Aussichtsturm, ausladende Sitztreppen, ein monströser Bootsanleger: Das schlagen Architekten als „Erlebnispunkte“ für die Karbener Nidda vor. Was realisiert wird, ist offen, denn viele der Ideen sind zu teuer.
Karben. Am Vorabend haben sie einen ersten Blick auf die Vorschläge geworfen für die „Erlebnispunkte“ an der Nidda. Nun stehen Sebastian Wollny, Jörg K. Wulf und Gerti Hilka inmitten der Stellwände im Bürgerzentrum mit den vielen Plänen. Und möchten am liebsten nichts sagen. Der Arbeitskreis aus Bürgern und Vereinsvertretern, der die Stadt bei der Entscheidung berät, werde sich beraten und binnen der nächsten Tage eine Meinung bilden, sagt Vorsitzende Gerti Hilka.
Die Stadt hatte Architekten per Wettbewerb aufgerufen, Vorschläge für die Gestaltung von „Erlebnispunkten“ zu machen. Sie sollen die ab 2014 renaturierte Nidda für Bürger erlebbar machen. Dafür will die Stadt 350000 Euro ausgeben. „Das müssen wir wohl etwas nach oben anpassen“, fürchtet Bürgermeister Guido Rahn (CDU).
Neun Architekten legten ihre Ideen vor: Zweimal kommen Aussichtstürme vor, als „Niddaturm“ etwa im mit 6000Euro dotierten Siegerentwurf von Claudia Grossbach und Hans-Jürgen Kuhli (Frankfurt, Gießen). Massive Rathausterrassen schlagen Walter Jöris und Gudrun Baingo (Hannover) vor. Johannes Cox (Frankfurt) will den Rathausplatz bis an die Nidda erweitern. In einigen Entwürfen wirken Spielplätze, Terrassen, Sportflächen wie vom Himmel gefallen. Ein Entwurf setzt alle „Erlebnispunkte“ auf Betonplateaus. „Diese Bastionen sind wenig sensibel in den Uferraum eingebettet“, kritisiert die Jury, geleitet von Landschaftsarchitektur-Fachmann Hans-Peter Rohler von der Universität Kassel. Neue Brücken, ausladende Wege, große Terrassenbauten für Biergärten finden sich in den Ideen. Und ein langgezogener Bootssteg am KSV-Gelände.
Dennoch ist der Bürgermeister zufrieden. Ein solcher Wettbewerb sei Neuland für die Stadt. Die Ergebnisse könne man sehr gut als Anregung nutzen. Der Arbeitskreis reagiert zurückhaltend: „Manche Vorschläge gehen ganz über den Rahmen hinaus“, sagt Sebastian Wollny vom TV Okarben. „Es muss sich auch rechnen“, so Gerti Hilka. „Es sind schon ganz schön utopische Sachen dabei.“ Allerdings, räumt KSV-Chef Wulf ein, gehe es bei den „Erlebnispunkten“ darum, „nicht den Spielplatz zu bauen, den es schon überall gibt“, sondern etwas Besonderes zu gestalten. „Zwischen Heddernheim und Florstadt muss etwas geschaffen werden, das Menschen von überall her anzieht.“ So fliegen die Herzen nicht dem Siegerentwurf zu, sondern dem Drittplatzierten von Klaus Bierbaum und Klaus-Dieter Aichele aus Mainz. Er sieht einen Klanggarten, ein Baumplateau und ein Holzdeck mit Sitzstufen vor. „Das hebt sich von den anderen ab“, lobt der Bürgermeister. Man wolle ausloten, inwiefern die besten Ideen in einem Vorhaben vereinigt werden können. (den)
Die Entwürfe sind während der Öffnungszeiten im Bürgerzentrum noch bis zum 14. Oktober zu sehen