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Ganz schön schräges Büro

In Schieflage: Die Darstellerinnen zeigen eine »schräge« Version von »Ein Schiff wird kommen«. Foto: Eugen Sommer
In Schieflage: Die Darstellerinnen zeigen eine »schräge« Version von »Ein Schiff wird kommen«. Foto: Eugen Sommer

Bad Vilbel. Öffentliche Generalproben bei den Bad Vilbeler Burgfestspielen haben ihren eigenen Charme und ihr eigenes Publikum, das diese Vorstellungen sehr schätzt. Das hat sich auch wieder bei der Aufführung der Revue »Sekretärinnen« gezeigt. Das Stück ist am Wochenende in die Saison gestartet.
»Wir besuchen jedes Jahr die Generalproben der Neuinszenierungen, das ist eine schöne Tradition geworden«, sagt eine der Frauen, die vor der Burg zusammensitzen, während ihre Männer schon in der Burg sind und auf dem Palas die Atmosphäre genießen. Sie alle sind Mitglieder des Heilsberger Tennisclubs und freuen sich auf die Vorstellung. So wie Ausstatterin Dorothea Mines. »Jetzt wird es Zeit, dass es losgeht, ich freue mich und bin gespannt auf die Reaktion des Publikums.«
Und los geht die »Hommage an den »spannenden Berufsstand der »Sekretärinnen«, wie Regisseur Ulrich Cyran sagt, mit Gestalten, die sich mit ihren rosafarbenen Umhängen schön vom minimalistisch gehaltenen Bühnenbild – grüne Buchstaben und Zahlen auf dunklem Hintergrund – absetzen. Wunderbar fügen sie sich auch darin ein, als sie die Umhänge fallen lassen und die Sekretärinnen in grünen Anzügen loslegen zu tanzen und zu singen. »Für mich soll´s rote Rosen regnen« von Hildegard Knef, »Holding out for a heroe« von Bonnie Tyler und ein Lied, als Diktat mit Satzzeichen gesungen, und alle begleitet von Horst Maria Merz am Klavier, bilden den Anfang der Revue.
Lieder gegen den
Strich gebürstet

Eine Sekretärin macht es sich im Büro mit pinkfarbenem Pezziball gemütlich, eine sinniert über Multitasking-Fähigkeiten und Softskills und eine lässt sich über die in Büros üblichen Floskeln aus – von »alle unfähig hier« über »wir sitzen alle im selben Boot« bis zu »nehmen Sie es nicht persönlich«. Die Lieder – einige von ihnen »gegen den Strich gebürstet«, wie der musikalische Leiter Horst Maria Merz sagt – tragen durch den Abend. »I wanna be loved by you« ist als Sprechgesang besonders, für das kraftvoll gesungene »Without you« gibt es großen Applaus und Björn Christian Kuhn, neben Horst Maria Merz der einzige Mann auf der Bühne, sorgt mit »It’s a man’s world« für einige Heiterkeit.
»Von allen toll gesungen«, war sich das Publikum in der Pause einig. Dass das Ensemble der »Sekretärinnen« auch das von »Die acht Frauen« ist, blieb den erfahrenen Generalprobenbesucherinnen und -besuchern nicht verborgen: »Die Stimmen von den ,acht Frauen‹ haben wir wiedererkannt.« »Die Truppe ist schon echt gut«, bestätigt ein Besucher, »die kenne ich aus den ,acht Frauen‹, da haben die mir schon sehr gefallen. Gut gelungen sei auch »der Kniff«, dass nur der Mann auf der Bühne gendere – nur er nutzt die winzige Sprechpause bei »Sekretär:in« oder »Sekretär:innen«. Die Frauen nutzen nur die weibliche Form.
Bühnenbild leuchtet
im Dunkeln

Nach der Pause glitzern die Darstellerinnen und der Darsteller nun in Weiß und Schwarz. Und die Lieder werden noch spektakulärer dargeboten. So wird aus »Sittin`on the dock of the bay« ein »Sittin` on this Platz every day«, vermischt mit »Ein Schiff wird kommen«. Das sorgt für Begeisterung, genauso wie die Verhaltensmaßregeln, die dem Chef von seiner Sekretärin aufgetragen werden – etwa »bitte und danke sagen« und »den Hosenbund schon in der Toilette hochziehen« – »das kann doch nicht so schwer sein«.
Mit Eros Ramazzottis »Se bastasse una canzone« und Gloria Gaynors »I will survive« begeistert das Ensemble das Publikum, das sich nach »Ein Tag wie Gold« unter großem Applaus verabschiedet. »Schön war’s«, stellten die Frauen und Männer des Tennisclubs fest. Und sprachen damit für alle Besucherinnen und Besucher.
Von Christiane Kauer

Weitere Vorstellungen
Die nächsten Vorstellungen von »Sekretärinnen« sind am 29. und am 30. Juni. Am 20. und 21. Juli geht es weiter. Dann wird ab dem 9. August wieder gesungen und getanzt. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20.15 Uhr, sonntags bereits um 18.15 Uhr. Karten gibt es im Kartenbüro im Klaus-Havenstein-Weg 1 oder per Mail an tickets@bad-vilbel.de. Alle Informationen zu den Burgfestspielen gibts unter www.kultur-bad-vilbel.de. (cka)