Bad Vilbel. Es wurde still an diesem Sonntagabend in der Christuskirche, als die Sänger der Kantorei die Stuhlreihen durchschritten. Summend wuchs der Gesang zum vierstimmigen 1200 Jahre alten Wechselgesang des »Ubi caritas et amor« an. Der Chor sortierte sich vor dem Altar und übergangslos erklang jenes zu Deutsch »Wo Güte ist und Liebe, da ist Gott« in einer Komposition des Amerikaners Ola Gjeilo. Ein Ohrwurm erster Güte ist die archaische Melodie, die die Taizé-Bewegung in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wieder populär gemacht hat, und die den Ton für das weitere Konzert setzte.
Dem Publikum wurde keine leichte Kost geboten – was auch nicht zu erwarten war. Steht doch das die Chorwerke beherrschende Ubi caritas für die Gründonnerstag-Liturgie, dem Gedenken an den Abend vor der Kreuzigung Jesu. Die Werke, dezent mit der Orgel unterlegt, hatte die Kantorei unter Leitung des gefragten Mitarbeiters der Opern in Wiesbaden und Frankfurt, Wolfgang Runkel, einstudiert. Er sprang für die etatmäßige Chorleiterin Geraldine Groenendijk ein, die im Mutterschutz ist und im Januar eine Tochter zur Welt gebracht hat. Runkel war bemüht, dem Chor die Ruhe des Taizé-Gesangs zu vermitteln. Das Ergebnis konnte sich hören lassen. Die angestrebten Gänsehautmomente blieben nicht aus. Die Chorstücke von Maurice Duruflé, Morten Lauridsen und Aaron Copland wechselten sich ab mit Orgelwerken, gespielt von Christian Baumann.
Für November ist zusammen mit der Berger Kantorei die Aufführung von Felix Mendelssohns Oratorium »Elias« geplant. Die Proben finden ab sofort immer montags um 20 Uhr im Gemeindezentrum im Grünen Weg 4 statt – neue Mitsänger und Sängerinnen sind willkommen. (zlp)
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