Bad Vilbel. Dass neue Mühlen gut mahlen, muss Gaetano Oehmichen (45) noch beweisen. Er ist der neue Geschäftsführer des vor sieben Jahren gegründeten Vereins Stadtmarketing Bad Vilbel. Zwei Jahre lange hat der Vater zweier Kinder Zeit, das ansehnliche Erbe, das ihm da als Aufgabenkatalog zufällt, zu pflegen, zu mehren und die Stadt besser als bisher zu vermarkten, denn so lange währt sein Arbeitsvertrag. Inge M. Kneip, die Vorsitzende des Stadtmarketing, sagte bei der Pressekonferenz im Alten Rathaus, wo Oehmichen residieren wird, dass die vielfältigen Aufgaben – vom Internetauftritt übers Quellenfest, von der Vortragsserie bis hin zu den Auswärtspräsenzen wie dem Auftritt beim Hessentag – „eine ganz schöne Dimension angenommen“ haben. Und ehrenamtlich nicht mehr verantwortlich zu bewältigen sind. „Es war uns im Vorstand klar: Wir müssen was tun!“ Der neue Geschäftsführer, der dieses Amt bereits seit dem 2. Januar bekleidet, soll es jetzt richten.
„Bad Vilbel ist für mich eine hochinteressante Stadt. Ich komme aus Bad Krozingen, einem Ort mit ähnlicher Struktur und ähnlichen Problemen, und ich freue mich auf die Arbeit“, sagte Gaetano Oehmichen. An Arbeit wird es nicht mangeln. Mit der Realisierung der Neuen Mitte, passender Nutzungskonzepte und der Aufwertung der Einkaufsstadt, vor allem der Frankfurter Straße, mit Parkraumplanung und Quellenfest hat er wichtige Aufgaben vor sich. „Zur Vereinheitlichung der Öffnungszeiten – es gibt zur Zeit 30 verschiedene – müssen individuelle Lösungen gefunden werden“, so Oehmichen.
Auch bei der Neuen Mitte wolle sich das Stadtmarketing als Interessensbrücke zwischen Stadt, Gewerbering und Bürgerschaft einbringen und mitgestalten. Bei der Frage, ob er sich eine Fußgängerzone in der Frankfurter Straße vorstellen könne, vermied es Oehmichen, sich festzulegen. Zuerst will er sich ein genaues Bild der Gesamtproblematik machen. Klar sei, dass ein Einkaufscenter in der Stadtmitte „zu einer Belebung führen muss, es bringt aber auch Gefahren mit sich“, denen vorbeugend zu begegnen sei. Als gelernter Archäologe und Denkmalpfleger sei er es gewohnt „Reparaturen bei voller Fahrt“ zu erledigen.
„Die Konkurrenz mit anderen Standorten wächst“, zeigte Inge M. Kneip die Dringlichkeit des Handelns auf. „Die Zusammenführung und Vernetzung von Wirtschaft, Einzelhandel, Tourismus und Kultur ist besonders wichtig.“ Die Einstellung eines Geschäftsführers konnte der Verein nur mit Unterstützung der Stadt stemmen, die inhaltliche Arbeit des Geschäftsführers werde jedoch vom Vorstand des Stadtmarketings gesteuert, versicherte Kneip.
Eine erste Maßnahme wird die Veröffentlichung der vorhandenen Verkaufsfreiflächen der Frankfurter Straße auf der Internetseite des Vereins sein. Ebenso sollen dort die Anfragen möglicher Interessenten, die Objekte suchen, veröffentlicht werden – mit dem Ziel, Anbieter und Nachfrager zusammenzubringen.
Claus-Günther Kunzmann, Leiter der Burgfestspiele sowie Mitglied im Vorstand des Vereins, stellte die Vielfalt der Aufgaben heraus, die auf Oehmichen warten. „Allein die Bewahrung des Existenten wäre schon ein Erfolg.“
Ein weites Feld für Geschäftsführer Oehmichen, das der gelernte Archäologe und Geologe, der sich auf Kulturmanagement spezialisiert hat, jetzt beackern darf. Studiert hat der Deutsch-Franzose in Freiburg/Breisgau und in Kiel. Gaetano Oehmichen ist übrigens der Bruder von Stada-Vorstandsmitglied Alexander Oehmichen, Stada-Vorstand. Sie sind Söhne von Hans Joachim Oehmichen und Prinzessin Diana Margharita de Borbon-Parma.
Für die Denkmalpflege war er als Grabungsleiter für die Untersuchung des alemannischen Reihengräberfeldes von Schwenningen „Auf der Lehr“ verantwortlich. Mit dem Heimat- und Uhrenmuseum Schwenningen konzipierte er 2004 die Archäologische Abteilung, erfüllte danach denkmalpflegerische Aufgaben in der Fontane-Stadt Neuruppin. Während seine Familie in Kiel bleibt, schlägt Oehmichen als Wochenendpendler seine Zelte in Bad Vilbel auf.