Bad Vilbel. Nach achteinhalbjähriger Dienstzeit als Vorsitzender der Lahmeyer-Geschäftsführung ist gestern Abend Henning Nothdurft aus diesem Amt verabschiedet worden. Er bleibt dem in 165 Ländern tätigen Ingenieurunternehmen als Vorsitzender des Beirates erhalten.
Nachfolger ist bereits seit dem 1. Oktober Bernd Kordes. Der „Führungswechsel“ – O-Ton Lahmeyer – wurde vor einem illustren Kreis von leitenden Ingenieuren aus aller Welt, Bankern aus Ost und West, Verkehrs- und Projektplanern begleitet. Das Foyer des Bad Vilbeler Stammsitzes in Dortelweil war voll besetzt. Drei Stunden lang wurden Vorträge über das Lahmeyer-Engagement, vor allem zur Nutzung von Solarenegie, in den Staaten Nordafrikas oder zu dem unvorstellbar großen Projekt zur Domestizierung des Nils mit riesigen Staudämmen gehalten. Nothdurfts ausgleichende Art, seine Durchsetzungskraft bei Projekten und seine Verlässlichkeit lobte als Festredner der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Heinz-Werner Binzel. Er verschwieg nicht, dass das Unternehmen beim Einstieg Nothdurfts im Jahr 2002 „in schweres Wasser“ geraten war. Aufträge im Aufbau Ost blieben aus, Lahmeyer musste sich neu positionieren, Kosten senken, um international wettbewerbsfähig zu werden. Nach sechs mageren Jahren war 2005 wieder das erste Jahr mit Gewinn. So sei es bis heute geblieben. „Henning Nothdurft hat uns stark nach vorn gebracht“, sagte Binzel. Er vergaß nicht zu erwähnen, dass es Nothdurft sehr nahe gegangen war, als Lahmeyer International wegen Korruptionsvorwürfen beim Lesotho-Wasserprojekt in das Visier der Weltbank geraten war.
Nothdurft sagte, das Verfahren der Weltbank gegen Lahmeyer stehe vor einem Abschluss: „Es gibt Hoffnung, dass Lahmeyer wieder mit den lukrativen Aufträgen der Weltbank bedacht wird.“ Der Neue, Bernd Kordes, versprach, die natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und mit neuen Methoden und Technologien noch stärken zu wollen. Kordes hat in Karlsruhe Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Wasserbau studiert. Zwanzig Jahre lang sammelte er systematisch Erfahrungen als Manager und Berater in anspruchsvollen Projekten. Zu Lahmeyer kommt er von der Pöyry AG, die mit 900 Mitarbeitern weltweit Wasser- und Umweltprojekte betreibt. Das Unternehmen Lahmeyer ist im Jahr 1890 entstanden und 1966 ein internationales Ingenieurunternehmen geworden. Zur Lahmeyer-Gruppe gehören zwölf Ingenieurfirmen mit weltweit mehr als 1000 Mitarbeitern aus über 30 Fachrichtungen.