Karben. Oliven, Schafskäse und Tomaten stehen auf dem Tisch, aber auch Nutella, Honig und Brötchen. Mit gutem Appetit greifen Furkan (14), Nureddin (14) und Yalcin (17) zu. Sie gehören zu den rund 20 Jugendlichen, die zum Sonntagmorgenfrühstück in die Moschee der türkischen Ditib-Gemeinde Karben gekommen sind.
Weil es so viele sind, müssen schnell noch ein paar Tische zusammengeschoben und Stühle herangestellt werden. „Es macht Spaß, sich hier mit Freunden zu treffen und gemeinsam zu frühstücken“, sagt Nureddin und lässt es sich schmecken. „Wer will Tee?“, fragt Mehmet Kocak (37) vom Moschee-Vorstand und sorgt dafür, dass jeder einen Becher oder Glas des frisch aufgebrauten Tees vor sich stehen hat. Mitten unter den Jugendlichen sitzt Mustafa Eren, Imam der Moschee. Anwesend sind auch die Mitglieder des Moschee-Vorstandes und die beiden Jugendbeauftragten Hunsit Kocak (31) und Murat Zurniaci (26).
„Es ist ein offenes Treffen für alle Jugendlichen, die Lust haben, zu uns zu kommen“, erklärt Imam Eren. Ob jemand zum Koran-Unterricht oder Freitagsgebet gehe, danach werde nicht gefragt. Der muslimische Geistliche spricht gut Deutsch, macht zurzeit seinen Doktor für Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt und will zusammen mit dem Vorstand der Karbener Ditib-Gemeinde neue Wege in der Jugendarbeit gehen.
Dazu gehört das Jugendfrühstück. Für die Zukunft sind auch Aktivitäten wie etwa Fußballspielen, Ausflüge, Kino und Museumsbesuche in Frankfurt geplant. Mädchen fehlen bislang beim monatlichen Jugendfrühstück. „Leider ist das so“, seufzt Kocak. Jedoch hätten Frauen ihren eigenen Treff jeden Dienstagvormittag.
Das Alter der Jugendlichen, die sich das Frühstück schmecken lassen, reicht von 14 Jahren bis Anfang 20. Viele gehen noch auf die Schule, einige sind in Ausbildung oder studieren, aber es gibt auch welche ohne Job. „Was machst du jetzt nach der Hauptschule?“, fragt Kocak einen der Jugendlichen. Und nickt zufrieden, als er hört, dass der weiter die Schulbank drücken will, um den Realschulabschluss zu machen. „Wir ermuntern die Jugendlichen, etwas aus sich zu machen, zu lernen und eine gute Ausbildung anzustreben“, erklärt Kocak. Die Gemeinde wisse um die Probleme vieler Jugendlicher in Schule und Ausbildung, deswegen wolle sie mit ihnen ins Gespräch kommen, Rat, Hilfe und Unterstützung anbieten. „Integration ist für uns sehr wichtig und wir möchten unseren jungen Leuten vermitteln, dass die Gesellschaft in Deutschland viele Chancen bietet“, erklärt der Imam.
Nach einer Stunde sind Brötchen und Börek verputzt, die Salate und gefüllten Weinblätter haben geschmeckt. Zeit für die Jugendlichen, sich kurz die Beine im Hof zu vertreten. Denn es wird noch ein Gast erwartet: Wirtschaftsingenieur Yüksel Ozcelik aus Friedberg, der von seinem beruflichen Werdegang erzählen soll. Auch das gehört zur Idee des Jugendfrühstücks – türkischstämmige Menschen einzuladen, die erfolgreich ihren Weg in der deutschen Gesellschaft gegangen sind.