Karben. An ihren Notenblättern kann man sie erkennen. Jeden Dienstagabend steigen die aktiven Mitglieder der Sängerlust 1911 Kloppenheim die Treppe des Feuerwehrgerätehauses hoch, um dort in ihrem Vereinsraum alte und neue Lieder einzustudieren. Seit drei Wochen proben sie mit einem neuen Dirigenten: Clemens Breitschaft (26), Sänger, Student, Chorleiter und Lehrbeauftragter für Stimmbildung beim Institut für Kirchenmusik in Mainz.
In Mainz ist er aufgewachsen, in Frankfurt studiert er an der Hochschule für Musik und bildende Kunst und seit einigen Wochen wohnt er im Stadtteil Burg-Gräfenrode.
„Jeder Dirigentenwechsel bedeutet für uns eine neue Probensituation“, sagt Sängerlust-Mitglied Elke Jung. Sie ist aber wie alle anderen froh, dass ihnen ihre vormalige Dirigentin Dorothea Jung als Nachfolger den Frankfurter Studienfreund empfehlen konnte. Breitschaft hat schon als Kind und Jugendlicher im Mainzer Domchor gesungen, legte mit 17 Jahren die Prüfung als nebenamtlicher Kirchenmusiker ab und studierte seit 2001 in Frankfurt Musik für das Lehramt mit dem Hauptfach Gesang. Vor einem Jahr hat er mit dem Aufbaustudium Diplom-Chorleitung begonnen und wirkt bei verschiedenen Chorprojekten mit. Auch auf eigene Erfahrungen als Chorleiter greift er zurück: Seit sechs Jahren leitet er den Sankt-Achatius-Kirchenchor in Mainz. „Da juckt es einem in den Fingern, es selber als Dirigent zu probieren und seine musikalischen Ideen umzusetzen“, sagt Breitschaft und hat sich deswegen für das Zusatzstudium Chorleitung entschieden.
Am Kloppenheimer Chor gefallen dem neuen Dirigenten die ausgewogenen Stimmen und das Interesse an altem und neuem Liedgut. „Ich möchte Freude am Singen vermitteln“, sagt er. Viel Zeit zum Einarbeiten hat er nicht, denn schon am Samstag, 27. Oktober ist der erste Liederabend in Dortelweil. Bis dahin muss „Die launige Forelle“ sitzen und zwar in den drei Versionen von Schubert, Mozart und Beethoven.
Mit jugendlichem Schwung steht Clemens Breitschaft vor den 20 Männern und Frauen der Sängerlust und sorgt dafür, dass sie sich erst einmal warm singen. Er schlägt die Klaviertasten an und gibt ihnen Endlos-Silbenketten vor, auf- und absteigend, laut und leise. Erst ein Na hi na ho, dann ein Si sa sisasi, bis auch der letzte Ton sauber klingt und die Spannung hält. Im Kanon klingt es noch besser. Sopran, Tenor und Bass machen ihre Sache gut. „Singen ist ein Gruppenerlebnis“, sagt der Neu-Roggauer Breitschaft und ist zufrieden. Dann lässt er die Bach-Forelle anstimmen und auch noch die anspruchsvolle „Jazzmotette“ steht auf dem Übungsplan. (ado)