Auf 125 Jahre Vereinsgeschichte blickt der Turnverein (TV) Windecken in diesem Jahr zurück. Mit 12 Sportfreunden fing es an.
Nidderau. „Das ist nicht vielen Vereinen beschieden“, sagt die 1. Vorsitzende Marion Eichholz stolz, auch wenn sie selbst erst seit sechs Jahren an der Spitze der 1888 als Turnverein „Grundstein zur Einigkeit“ gegründeten Sportvereinigung steht. „Zwölf Personen waren es damals, die sich neben ihrem Alltag dem Turnen verschrieben“, weiß sie aus der Vereinschronik und betont, dass es sich hier um eine Zeit handelte, wo es weder elektrischen Strom gab, noch fließendes Wasser – und noch nicht einmal eine Eisenbahn.
„Fußmärsche nach Hanau und Frankfurt waren die Regel“, erzählt Eichholz, „und die tägliche Arbeitszeit waren zwölf Stunden und mehr.“ Wer wollte sich da in seiner Freizeit noch körperlich betätigen? Fortschrittliche Bürger aus der kleinen Grafenstadt Windecken wollten das. Im Jahr der Einweihung des Frankfurter Hauptbahnhofes, am 16. Juni 1888, war der TV Windecken geboren.
Zuerst nur Männer
Und wie damals sind die inzwischen rund 2000 Mitglieder dem heutigen Motto, „125 Jahre in Bewegung“ treu. Dies galt jedoch zunächst nur für Männer. Übungen im Freien oder Freiübungen auf dem Turnplatz und an einfachsten Geräten umfassten das Gründungsangebot. Bereits 1913 gab es einen Spielmannszug, der bis 1965 bestand. Frauen durften ab 1919 mitturnen. „Wenn man sich heute überlegt, dass es ohne das Engagement der Weiblichkeit gar nicht möglich wäre, ein solch breitgefächertes Angebot zu bieten“, schmunzelt die Vereinsvorsitzende, die selbst 1958 geboren ist. Nach dem Krieg wurde der TV Windecken 1945 wieder gegründet und hatte seine aktivste Zeit in den 1950-er Jahren.
Neue Sportarten kamen zum namensgebenden Turnen hinzu – etwa Tischtennis oder Handball, zu Ende der 1970er Jahre Leichathletik, Gesellschaftstanz und Volleyball. Der Turnverein war zu seinem 100-jährigen Bestehen unter dem Vorsitz von Horst Körzinger auf rund 1100 Mitglieder angewachsen. Gab sein Vorgänger, Hermann Bommer, dem Verein die Verlässlichkeit und Ruhe zur Entwicklung nach dem Krieg, so öffnete Körzinger ihn für Neues.
Heute bietet der TV Windecken fünf Abteilungen – Ballsport, Leichtathletik, Tanzen, Tischtennis und Turnen – und ist in sechs Fachverbänden vertreten. Etwa 100 Übungsleiter und Helfer trainieren in zehn Übungsstätten und im Wald aktive Mitglieder in etwa 80 Trainingseinheiten pro Woche. „Wir haben Mitglieder im Alter von ein bis in die 80-er Jahre“, berichtet Eichholz, die selbst Gesellschaftstanz ausübt und beim Nordic Walking mit von der Partie ist. „Rund 40 Prozent der Mitglieder sind unter 18 Jahre, die anderen bis zu 89 Jahre alt.“ Der offizielle Festakt wird am 16. Juni, der auf einen Sonntag fällt – wie einst 1888, gefeiert. (ssp)