Am vergangenen Sonntag wurden in vielen evangelischen Gemeinden die neuen Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher in ihr Amt eingeführt. Andernorts werden sie „Älteste“ oder „Presbyter“ genannt und das Pendant in der katholischen Kirche wäre der „Pfarrgemeinderat“.
Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher sind Menschen, die eine Kirchengemeinde leiten und zwar ehrenamtlich. Das kostet Zeit und Engagement. Es macht Freude, aber nicht immer. Außerdem sind viele berufstätig, haben Familie und üben ihr Ehrenamt neben all dem oft über Jahre hinweg aus. Alles ganz freiwillig.
Solcher Einsatz findet sich übrigens nicht nur in Kirchengemeinden. Auch in Sportvereinen, der Feuerwehr, anderen „Wohlfahrtsverbänden“, in Bad Vilbel zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe oder der Bürgeraktive und in vielen anderen Bereichen engagieren sich Menschen ehrenamtlich. Statistisch gesehen sind es in Hessen 38 % der Bevölkerung, in Deutschland über 20 Millionen und in der Evangelischen Kirche Deutschland über eine Millionen Menschen – geschätzt. Ohne sie gäbe es vieles im öffentlichen und sozialen Bereich gar nicht. Mit anderen Worten: Wir alle brauchen Menschen, die einen Teil ihrer Zeit und ihrer Gaben unentgeltlich und freiwillig zur Verfügung stellen.
Die Gründe, warum Menschen so etwas machen sind vielfältig: man möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben, vielleicht weil man selbst auch schon einmal Hilfe erfahren hat. Andere wollen sich in einem Bereich ausprobieren oder etwas üben. Viele machen es einfach aus Freude, zumal man seine Gaben im Ehrenamt so einsetzen kann, wie man selbst es für richtig hält. Wer sich ehrenamtlich engagiert erlebt oft Bestätigung in und durch sein Amt und für viele ist die Gemeinschaft wichtig.
In Kirchengemeinden engagieren sich Menschen, weil wir unserem Glauben in Gemeinschaft leben und unsere Gaben dort einbringen wollen. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief dazu (Kapitel 12,4): „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.“
So kommt es, dass Kinder und Jugendliche in Vereinen trainiert werden oder Flüchtlinge Deutsch lernen können. So können Menschen bei den vielen „Tafeln“ Essen zu einem Obolus erwerben, was ansonsten weggeworfen werden würde. So kommt es auch, dass Menschen eine Kirchengemeinde mit anderen gemeinsam leiten. Es sind nur wenige Beispiele, für viel „Ehrenamt“.
Ich mag dabei den etwas altmodisch klingenden Namen „Ehrenamt“. Es ist ein Amt, also mit Verpflichtungen verbunden, auch wenn es freiwillig bleibt. Es ist ein Amt, für das man kein Geld und nicht immer eine „Aufwandsentschädigung“ bekommt. Aber es ist hoffentlich ein Amt, das Freude macht und Sinn vermittelt und in jedem Fall ist es ehrenvoll.
Wie gut, dass so viele Menschen ein Ehrenamt ausüben. Ihnen allen sei hier einmal von Herzen gedankt.
Pfarrerin Ulrike Mey,
Ev. Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel