Bad Vilbel. Der Tag begann wieder früh für Jörg Lau. Das ist der Schwimmmeister aber gewohnt, denn bereits seit 1996 arbeitet er für die Bad Vilbeler Bäder. »Erfahrungsgemäß kommen am letzten Tag immer noch ein paar Schwimmer, egal wie das Wetter ist«, so Lau. Dennoch stehen für ihn und seine Kollegen auch während dem letzten Tag schon erste Aufräumarbeiten an, denn danach steht für sie erst einmal eine zweiwöchige Pause an: »Da ich während der Öffnungstage des Freibads keinen Urlaub nehmen kann, ist Urlaub das erste, was ich mache, sobald geschlossen ist«, freut er sich.
Danach muss das Bad winterfest gemacht werden. »Die Sonnenschirme werden abgeräumt, die Tische, Bänke, Stühle und Mülleimer kommen auch weg«, erklärt der Schwimmmeister. Das sei allerdings nicht, wie zuhause kurz die Gartenmöbel umzustellen. »Das ist schon viel Arbeit. Die Blumenkübel werden auch noch abgehängt, wir kümmern uns um das Grün, und im Herbst entfernen wir das Laub. »Das Wasser werde über den Winter abgesenkt, um die Überlaufränder zu schonen. Wenn das Wasser ständig darüber schwappt, bildet sich Eis und das schadet dem Material.
keine Traglufthalle
Und tatsächlich wird das Freibad bis zum letzten Tag genutzt. So schlendert am frühen Vormittag ein einzelner Badegast durch das Einganstor. Es regnet leicht, der Wind ist stark. Doch diesen Vilbeler kann das offenbar nicht abhalten: »Vorgestern war ich hier, und heute will ich auch nochmal eine Stunde schwimmen«, sagt er. Und das ganz ohne Neopren-Anzug. Eine Traglufthalle hätte er sich allerdings schon gewünscht. Die Idee, das Freibad so auch im Winter nutzbar zu machen, wurde von der Bad Vilbeler Politik nach längerer Diskussion verworfen. »So mache ich über den Winter eben Pause vom Schwimmen«, bedauert der Vilbeler.
Denn nun steht den Bad Vilbelern wieder ein Winter ohne Bad bevor. Die Initiative FreiBad Vilbel befürchtet sogar noch Schlimmeres. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen eine komplette Schließung des Freibades zu mobilisieren. Das sei laut Stadt aber ohnehin nicht geplant. Doch die Initiative möchte präventiv handeln und der Stadt zeigen, wie viel den Bürgern an dem alten Bad liegt.
Training für Hawaii
Einer von ihnen ist Thomas Beisswenger. Er wurde beim Ironman Frankfurt Europameister in der Altersklasse 65. »Ich trainiere hier zwei bis drei Mal pro Woche. Das Freibad ist toll. Die seltenen 50-Meter-Bahnen sind nicht selbstverständlich«, weiß der Sportler. Jede Stunde des Schließungstages wolle er noch nutzen, denn bereits am Dienstag ging sein Flugzeug nach Hawaii. Dort wird er bei der Ironman-Weltmeisterschaft starten.
Eine gute Saison
Die Stadt Bad Vilbel ist mit der Freibadbilanz zufrieden: »Es war eine gute Saison. Mit insgesamt rund 67 000 Besuchern liegt sie im oberen Drittel, was die Besucherzahlen der vergangenen zehn Jahre betrifft«, teilt Stadtsprecher Yannick Schwander auf Anfrage mit.
»Nun geht es verstärkt daran, Planungen für eine Attraktivierung des Freibads vorzunehmen«, sagt Schwander. Dabei werde ein Betongutachten des Beckens vorgenommen, es würden konkrete Maßnahmen für Hochbauten besprochen. Zum Abschluss der Saison macht der Stadtsprecher ein Versprechen, dass die Freibadinitiative freuen dürfte: »Das Freibad soll auch in Zukunft den Charakter als Traditions-, Sport- und Vereinsbad behalten.«
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