Bad Vilbel. »Fragt uns, wir sind die Letzten. Fragt uns!« So ist eine Veranstaltung überschrieben, bei der der 90 Jahre alte Horst Selbiger, Ehrenvorsitzender des Vereins »Child Survivors Deutschland – Überlebende Kinder der Shoah« am Dienstag, 29. Januar, 20 Uhr. in der Stadtbibliothek am Niddaplatz aus seinem Leben erzählen und aus seinem Erinnerungsbuch »Verfemt. Verfolgt. Verraten« lesen wird. Hierzu laden bei kostenfreiem Eintritt anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz die Lagergemeinschaft Auschwitz und das Kulturamt der Stadt Bad Vilbel ein.
Die Moderation übernimmt Bettina Leder, die als Kuratorin der Ausstellung »Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933-1945« zur Lebensgeschichte der Familie Selbiger geforscht hat.
Horst Selbiger, geboren 1928 in Berlin, hat schon als kleines Kind erleben müssen, was Judenhass bedeutet: In der Schule wurde er beschimpft und ausgegrenzt; sein Vater wurde mit Berufsverbot belegt und die Familie somit in die Armut getrieben.
Horst Selbiger war gerade 15 Jahre alt geworden und als Zwangsarbeiter in der Rüstungsproduktion beschäftigt, als er bei der sogenannten »Fabrikaktion« 1943 in Berlin verhaftet wurde. Zunächst wurde er in die ehemalige Synagoge Levetzowstraße verschleppt, die seit dem Beginn der Deportationen 1941 oft als Sammellager für Jüdinnen und Juden missbraucht wurde. Hier musste er eine »Vermögenserklärung« ausfüllen und erhielt die Nummer für den Transport nach Auschwitz: Seine Deportation schien unmittelbar bevorzustehen. (hir)