Bad Vilbel und Karben dürfen nicht in Frankfurts Fluglärmkommission mitreden – die Absage des Wirtschaftsministeriums sorgt für Wirbel. In Karben will man sich damit nicht zufrieden geben. Nun drängt der Wetteraukreis in das Gremium. Ob er es schafft?
Karben/Bad Vilbel. „Meine Mutter lässt fragen, wie lange das noch dauert mit dem Fluglärm. Wir konnten auf der Terrasse unser eigenes Wort vor lauter Fluglärm nicht verstehen.“ Anrufe wie diese hört Christina Domenech-Schmidt seit dem Wochenende ständig von ihrer Mailbox ab.
Die Unternehmerin aus Rendel kümmert sich um das Mobil-Fluglärmtelefon der Karbener Bürgerinitiative gegen Fluglärm. „So viele Beschwerden wie am Wochenende (21./22. Juli) sind noch nie eingegangen.“
Es ist die Schattenseite des Sommerhochs: Seit die Sonne brutzelt, starten die Flugzeuge mit dem Ostwind wieder über die südliche Wetterau hinweg. „Die Bürger sind zunehmend aufgebracht“, sagt Christina Domenech-Schmidt. Noch die kleinste Angst sei, dass man seinen Garten künftig kaum mehr nutzen kann. „Viele fürchten sich vor einem Rutsch bei den Immobilienpreisen oder Gesundheitsgefahren.“
Ministerium bleibt hart
Immerhin: Die Gefahr, dass im Herbst mit einem Schlag auch noch Abflüge kleinerer Maschinen, die bisher über den Frankfurter Norden starten, auf die Abflugroute östlich von Bad Vilbel und Karben verlegt werden, ist seit vergangener Woche gebannt. Da stoppte Hessens Wirtschaftsministerium das Vorhaben. Die Hiobsbotschaft aber folgte stehenden Fußes: Anders als es Bürgerinitiativen und Städte fordern, dürfen Bad Vilbel und Karben nicht in der Fluglärmkommission für den Frankfurter Flughafen mitreden. Wie die Bad Vilbeler klein beigeben will Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) nicht: „Das werden wir nicht einfach so akzeptieren“, sagt er und plant nun auf politischer Ebene aktiv zu werden.
Im Wirtschaftsministerium aber bleibt man hart. Zwar sei bisher nur über den Antrag Bad Vilbels, aber nicht über den gemeinsamen von Bad Vilbel und Karben beschieden, sagt Ministeriumssprecher Wolfgang Harms. „Aber den werden wir wahrscheinlich auch ablehnen.“ Laut Gesetz solle das Gremium nur 15 Mitglieder haben, es seien aber schon 38.
Es sei „das gemeinsame Interesse der Mitglieder, dass sie arbeitsfähig bleiben“, erklärt Harms. Für die Menschen in der Wetterau sei das kein Nachteil: „Ich glaube, dass ihre Interessen nicht verschieden sind zu denen anderer Nachbarn des Flughafens.“ Zentrales Kriterium für die Teilnahme in der Kommission sei, dass die Kommunen oder Kreise in den Lärmschutzzonen des Flughafens liegen, erklärt Wolfgang Harms – so etwa im Hochtaunuskreis. Die Wetterau liegt nicht in einer solchen Zone – deshalb wartet man im Friedberger Kreishaus mit Spannung auf eine Antwort zum Antrag des Kreises, Mitglied zu werden. Bislang liegt dort erst ein Zwischenbescheid vom März vor, wonach noch geprüft werde.
Bad Homburg angraben
„Ich bedaure sehr, dass der Antrag Bad Vilbels und Karbens abgelehnt wurde“, sagt Landrat Joachim Arnold (SPD). Er setzt darauf, dass nun wenigstens der Kreis statt der Einzelkommunen aufgenommen wird. Auch über Niddatal, Altenstadt, Limeshain und Büdingen verlaufen die An- und Abflugrouten. „Das wäre doch eine gute Lösung“, findet Karbens Bürgermeister Rahn.
Sollte die südliche Wetterau dennoch außen vor bleiben, wolle man die Nachbarn bitten, Karbens Interessen mitzuvertreten. „Die Bad Homburger sind da erste Wahl“, sagt Rahn. Er habe mit Oberbürgermeister Michael Korwisi (Grüne) bereits darüber gesprochen. Auch Rahn nimmt das Problem offenkundig ernst: „Am Wochenende sind die Proteste förmlich explodiert“, berichtet er von diversen Rückmeldungen von Bürgern im Rathaus. „Nicht nur aus Rendel, sondern auch aus Klein-Karben und bis hinauf nach Burg-Gräfenrode. Flieger im Minutentakt – dumm, dass das gerade bei schönem Wetter passiert.“ (den)