Emsiges Treiben herrscht rund um die Burg. Die Vorbereitungen für die neue Festspielsaison sind in vollem Gange. Überall wird geplant, geschraubt, geschneidert, organisiert und geprobt. Dabei gilt es, stets den Überblick für Details zu behalten.
Bad Vilbel. Vor der Zehntscheune steigt der Duft frischen Holzes in die Nase. Wozu die noch blanken Holzbalken bald gehören, zeigt ein weißes Holzschild mit dem „Weißen Rössl“, der gleichnamigen Komödie. An vier Bühnenbildern werde gleichzeitig gearbeitet, berichtet Bühnentechniker Tobias Jentsch. In der Dortelweiler Reithalle arbeitet er an „Hair“. Drüben, auf der Burgbühne, steht, noch ganz holzfarben, die Kulisse von „Charleys Tante“, eine „Stellprobe“ nur, noch nicht ganz fertig.
„Es wird ganz knapp“, befürchtet er, auch wenn die „Tante“ erst am 5. Juni Premiere hat. Denn nicht nur die Wände und Farben müssen stimmen, es gibt auch Auflagen zum Schallschutz. Deswegen baut er gerade in der „Hair“-Kulisse an einer Innenverkleidung fürs Orchester.
Dass alles parallel ablaufe, sei der größte Aufwand, sagt Jentsch. Und das gilt auch für seine zahlreichen Kollegen. Andreas Abendroth, der Chef der Bühnenbauer, ist gerade unterwegs, „in Köln Planen abholen für die Bühne“, sagt Dramaturgin Ruth Schröfel. Da läuft ihr Anna-Lena Fischer über den Weg. Die 17-Jährige arbeitet nebenbei das ganze Jahr über für die Burgfestspiele und die Alte Mühle. Gerade hat sie einen Stapel Flyer für das Kinderprogramm in der Hand, die zu verteilen sind. Auch Gutscheine schreiben und Sitze nummerieren kommt noch dazu. Unterwegs ist auch Ursina Schneider, die Theaterpädagogin. Neben ihrem Hauptjob, die Aufführungen von „Aschenputtel“ und „Dschungelbuch“ in Schulklassen vorzubereiten, ist sie gerade in der Stadt unterwegs. Da werde so viel gebaut, wenn am Samstag die ersten Schauspieler nach Bad Vilbel kämen, müsse es aktuelle Wegbeschreibungen geben. Klare Vorgaben haben auch Dietmar Polczyk und seine Kollegen von der Gerüstbaufirma Nüssli aus Roth. Mit 16 Mann sind sie seit Montag dabei, die Tribüne zu bauen, das werde noch bis nächsten Mittwoch dauern, schätzt er. Die Handwerker schrauben in luftiger Höhe schweres Material zusammen. Allein 19 Stahlträger von je einer Tonne, dazu 28 Tonnen Betongewichte als „Ballastierung“ und 40 Tonnen normales Gerüst werden verbaut. Kein Wunder, dass die Arbeiter sich in den Pausen mitten auf der Treppe in der Sonne ein Nickerchen gönnen.
Irma Brehm vom Betriebsbüro der Burgfestspiele hat für fast alle der fast 70 auswärtigen Musiker, Regisseure, Bühnenbildner und Techniker eine temporäre Unterkunft organisiert. Nicht nur das knappe Wohnungsangebot sorge für Aufwand, so Schröfel, sondern auch Extrawünsche. Manche haben eine Hunde- und Katzen-Allergie, andere brauchen Platz für Besuche der Kinder. In der Schneiderwerkstatt der Zehntscheune arbeitet Gewandmeisterin Marion Rutkowski am grün-gelben Gewand des Dieners Dandini aus „Aschenputtel“.
Das Stück wurde neu von der Kostümbildnerin entworfen und wird geschneidert. An der Garderobe hängt ein dünnes rote Gewebe aus Organza – für Aschenputtel. Ein empfindlicher Stoff, weiß Christine Rademacher, Leiterin der Schneiderei. Das Festkleid flicken, wenn es im Eifer der Aufführung Risse bekommt – unmöglich.
Die Proben stehen unmittelbar bevor. Das Musikstudenten-Ensemble von „Aschenputtel“ hatte schon im März in den Semesterferien in der Theaterwerkstatt der Alten Mühle Proben, setzt diese im Mai fort.
Am 20. April starten die Proben fürs „Dschungelbuch“, am 29. April fängt „Charleys Tante“ an, verrät Schröfel. Eie Dramaturgin kümmert sich darum, dass bei den Inszenierungen Inhalt, Bühnenbild, Kostüme aufeinander abgestimmt sind, macht das Programmheft für „Charleys Tante“, sorgt dafür, dass die Festspiele in Veranstaltungskalendern auftauchen. Gefragt seien „hohe Flexibilität, Mitdenken, immer das Ziel im Kopf behalten: Um 20 Uhr geht der Lappen hoch!“, sprich der Vorhang.