Anhaltend kühles und trübes Wetter lässt die Besucher vor einigen Tagen zum Bienen-Aktionstag auf den Kurhausplatz bibbern. Aus Sicht der Imker ist es dennoch ein Erfolg, weil das Thema vermehrt Menschen anzieht, die sich über die Probleme der Bienenzucht kundig machen wollen, so die allgemeine Meinung der Organisatoren.
Bad Vilbel. Der kalendarische Frühling hat sich noch einmal eine Auszeit mit kalten Regengüssen, Hagel- und Schneeschauern genommen. Was für die Bienen „nur ein vorübergehendes Problem“ ist, erläutert die Vorsitzende des Imkervereins Sabine von Trotha. Das ist für die Streuobstwiesen „schon ein größeres Problem“, sagt Heinz Gilbert vom Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege. „Wenn die Blüten im Frost Schaden erleiden und die Bienen nicht fliegen, dann fallen die Bestäubung wie nachher die Ernte aus“, verkündet er beim Bienenaktionstag.
Entsprechend teurer wird die Obsternte, und die nachfolgenden Produkte wie das „Stöffche“ und die „Brände“ fallen aus.“Die letzten klaren Nächte sind schon in die Blüte gegangen“, sagt Peter Paul am Stand der Pflanzenbörse des Bundes für Umwelt und Naturschutzes (BUND). Paul rechnet mit einem Ernteverlust „jetzt schon bis zu einem Drittel“. Der parteilose Kommunalpolitiker vertritt in einem breiten Bündnis die lokalen Naturschutzverbände mit Heinz Gilbert, den Naturfreunden, des Obstbauvereins und der Naturschutzgesellschaft.
Der große Hunger
Ergänzt werden deren Stände vom Förderverein Haus der Begegnung, die mit heißem Kaffee, Kuchen und Torten sowie mit Chili con carne die gute Laune aufrecht halten. Für gute Laune sorgt die afrikanische Trommelgruppe um Joachim Kaiser vor dem Kurhaus, doch der „Zauber des guten Wettermachens“, den man den Trommlern unter anderem nachsagt, scheint heute nicht zu funktionieren.
„Die üben das noch“, gibt sich eine ältere Passantin optimistisch, die sich am Rande des Aktionstages an der Fahrradbörse des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) nach einem Kinderfahrrad für ihren Enkel interessiert. Die Ausfahrt ins Grüne wird so noch einige Tage auf sich warten lassen müssen wie das Ausschwärmen der Bienen.
Doch die Wetterkapriolen im April „stecken die Bienen weg“, sagt Imkerin von Trotha. Große Sorgen bereiten den Imkern indessen neben der Varroamilbe großflächig ausgebrachte Pflanzenschutzmitteln mit synthetisch hergestellten Insektiziden, die die Nervenreize und die Sinnesleistungen der Bienen zerstören können.
Der große Hunger
Ein weiteres Bienenproblem bestehe mit der vermehrten Monokultur in der Landwirtschaft – etwa beim Raps. „Nach der Ernte kommt der große Sommerhunger“, sagt von Trotha. Der üppig blühende und reichlich gedeckte Tisch verschwinde binnen einer Woche vom Speiseplan der Bienen. Aber nicht nur ist es die Agrarindustrie, die den Bienenzüchtern ein Stachel im Auge ist.
Die heutigen Freizeitgärten mit modernen Rollrasen und immergrünen wie blütenarmen Hecken und Sträuchern bieten den Bienen „kaum bis gar keine Nahrungsquellen mehr“, erläutert von Trotha. Wo von der Landwirtschaft in den Sommermonaten zusätzliche üppige Blütenstreifen gefordert werden, gelte dies auch für die Hausgärten.
Choreografischer Glanz
Die Bienen, aber auch Hummeln und die Wildbienen, erfüllen als Bestäuber eine der wichtigsten Funktionen in der Nahrungskette „auch für uns Menschen“, hebt von Trotha hervor. Umso wichtiger ist es, dass auch Kinder mit den Insekten vertraut werden, nicht nur im Biologieunterricht, auch im Spiel.
Hier ist es die Bad Vilbeler Liedermacherin Tanja Tahmassebi-Hack, die sich mit einem Bienen-Musical zum Abschluss des Aktionstages in die Herzen des Publikums auf der Kurhausbühne spielt. Mit Bienenfleiß lassen 29 Kinder im Alter zwischen drei und zwölf Jahren das vielfältige Leben in einem Bienenstock von der Königin, den Drohnen und den Arbeiterinnen mit fetziger Musik und choreografischen Glanznummern Revue passieren.