Karben. Während sich die meisten deutschen Kinder während ihrer Schulferien vom Stress des Schulalltags erholen, geht es für den Nachwuchs islamischen Glaubens munter weiter mit dem Lernen. So auch in diesen Herbstferien, in denen sich im Karbener Zentrum der türkischen Gemeinde bis zu 25 kleine Muslime, im Alter zwischen acht bis zwölf Jahren, täglich zum Koranunterricht einfanden.
„Wir haben großen Zulauf“, freut sich der 37-jährige Imam Mustafa Eren. „Gezwungen wird hier niemand. Die Kinder sind an ihrer gebürtigen Kultur und Religion interessiert und haben natürlich auch Spaß daran, den Vormittag hier mit ihren Freunden zu verbringen.“ Die siebenjährige Hülya Bayram aus Burg-Gräfenrode nickt eifrig: „Ich komme jeden Tag“, prustet sie, bevor sie zwischen den anderen Mädchen verschwindet. So steigt der Geräuschpegel gelegentlich an, wenn der Imam die Kleinen in „Grundlagen des Islam“ unterrichtet. Eren nimmt es gelassen, hat der Doktorand der Religion und Philosophie an der Goethe-Universität doch selbst zwei Kinder im Alter von drei und acht Jahren. Seit zwei Jahren ist er in Deutschland, vom türkischen Generalkonsulat als Religionsbeauftragter nach Karben bestellt, wo er die täglichen fünf Gottesdienste für die muslimische Bevölkerung hält, Koranunterricht erteilt und den Kindern, während der Schulzeit freitags und samstags sowie in den Ferien täglich das Beten, Fasten und die arabischen Texte des Korans nahe bringt. „Wir lesen zusammen auf Arabisch, Türkisch und natürlich auch auf Deutsch“, erklärt Eren. „Denn es kommen nicht nur türkische Kinder. Auch pakistanische, Albaner oder Inder. Aber natürlich sind unsere Türen offen für alle“, sagt der aus Izmir stammende Türke. Er selbst gehe an Weihnachten in die deutsche Kirche, und zahlreiche Religionsklassen seien schon zu Besuch in der Moschee gewesen, die sich inmitten der Bahnhofstraße befindet. „Auch das ist ein ganz wichtiger Inhalt des Ferienunterrichts“, betont Mustafa Eren. „Man kann gar nicht zu jung sein, um zu lernen, die Religion und Kultur anderer zu respektieren. Schließlich“, so der Imam weiter, „wollen wir doch alle friedlich miteinander leben“.