Karben. Kurz vor sechs Uhr am Ostersonntag ist es noch richtig dunkel. Nur schemenhaft sind die Gestalten zu erkennen, die sich in Okarben um einen Holzstapel versammeln. Im Hintergrund glimmen die roten Grablichter des Friedhofes, und schwach schimmert die weiße Osterkerze, die Pfarrer Eckart Dautenheimer hält.
Noch ist sie nicht angezündet, noch warten die Menschen an diesem Ostermorgen in Okarben um 6.45 Uhr auf das Licht, das sich im Dunklen ausbreiten soll. Für Christen aller Konfessionen ein Symbol dafür, dass Jesus den Tod besiegt hat und auferstanden ist. Im sechsten Jahr schon gestaltet die evangelische Okärber Kirchengemeinde auf diese Weise den Übergang von der Karwoche zum Osterfest. „Das Warten auf das Morgengrauen, Osterfeuer und Licht, das hat eine starke Symbolik und spricht alle Sinne an“, sagt Pfarrer Dautenheimer. Vorausgegangen sind ein Passionsspiel am Gründonnerstag und Gottesdienste am Karfreitag und Samstag.
Um Viertel vor sieben stehen mehr als achtzig Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf dem Parkplatz vor dem Friedhof und warten. Einige tauschen leise murmelnd Worte aus, andere schweigen ganz. Fern am Horizont ist ein erster heller, rötlicher Schein zu entdecken, aber noch ist es auf dem Parkplatz vor dem Friedhof Okarben so dunkel, dass man kaum die Gesichter erkennen kann. Dann tritt Gemeindemitglied Walter Mäser vor, zündet mit einem Kienspan den aufgeschichteten Holzstoß an. Wie bestellt, fängt in der Ferne ein Hahn an zu krähen und kündigt das Ende der Nacht an. Die Flammen schlagen schnell aus dem Holzstoß, Funken stieben auf, wohlige Wärme breitet sich aus. Ein angenehmer Nebeneffekt für die fröstelnden Menschen an diesem kühlen, klaren Morgen.
Dautenheimer, der bislang schweigend im Kreis gestanden hat, die Osterkerze fest in beiden Händen haltend, spricht die ersten Worte: „Noch ist es dunkel, aber das Feuer verheißt uns Leben und Licht. Ein neuer Tag erwacht aus der Dunkelheit der Nacht, Jesus Christus ist auferstanden.“
Die Osterkerze wird am Osterfeuer entzündet, dieses Licht wird wiederum weitergegeben an Kerzen, die einige Gemeindemitglieder zu den Gräbern ihrer Verstorbenen tragen. Alle warten, bis sie wieder in den Kreis zurückgekehrt sind, dann hält Dautenheimer die Kerze hoch und setzt sich in Bewegung Richtung Kirche. Ihm folgen erst die Konfirmanden, dann alle anderen und wenige Minuten später sind alle in der Kirche angekommen und nehmen Platz.
Dort beginnt der Auferstehungsgottesdienst, Kerzen werden angezündet, und die Konfirmanden schmücken den Altar festlich. Für das befreiende „Osterlachen“, das den Stimmungswandel von der Trauer über den Tod Jesu zum Frohlocken über seine Auferstehung widerspiegelt, sorgt dann der neu gegründete Chor. Pfarrer Dautenheimer lädt dann alle zum Frühstück in das Gemeindezentrum ein .