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Fest der drei Kulturen – Gäste kamen aus dem französischen Anould und dem ungarischen Gyomaendröd

Schöneck. „Bonsoir, jo estét und Guten Abend“, klang es am vergangenen Wochenende von der Bühne im Kilianstädter Herrnhof. Dort feierten drei Länder in drei Sprachen ein vergnügliches Partnerschaftsfest und bewiesen damit allen, dass Völkerverständigung Spaß macht – auch mit nur wenigen Sprachkenntissen.

Auf Einladung der Gemeinde Schöneck und der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung Europäischer Partnerschaften besuchten für einige Tage mehr als hundert Gäste aus der französischen Gemeinde Anould (gesprochen „Anuld“) und dem ungarischen Gyomaendröd (gesprochen „Dschomandröd“) die Schönecker Partner. Bei landestypischem Essen und kalten Getränken ließen sich die zahlreichen Festteilnehmer von musikalischen Darbietungen und Tanzvorführungen beeindrucken.

„Immer mehr junge Leute begeistern sich für unsere partnerschaftlichen Verbindungen“, sagte Jean-Claude Campazzi. Der Vorsitzende des französischen Partnerschaftvereins begleitet regelmäßig Anoulds Bürgermeister Jaques Hestin, auch als Übersetzer. Schon 35 Jahre sind Schöneck und Anould, das in den Vogesen liegt, nicht nur Partner, sondern gute Freunde.

Nicht immer galt die deutsch-französische Städtepartnerschaft als selbstverständlich. Im Sinne der Versöhnung nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges initiierte der damaligen Bürgermeister Wolfgang Kloss mit viel Fingerspitzengefühl den Prozess der Partnerschaft. 1973 wurde der Verschwisterungseid unterzeichnet und ein Jahr später ratifiziert. Die Schönecker Arbeitsgruppe hält regen kulturellen und sozialen Kontakt. Feuerwehren, Sportvereine und Kapellen besuchen sich, Vereine, Künstler, AG-Mitglieder und Privatleute halten die Freundschaft lebendig.

Fünf Jahre ist die Partnerschaft mit dem ungarischen Städtchen Gyomaendröd jung. Einen „Glücksgriff“ nennt Schönecks Bürgermeister Ludger Stüve (SPD) die Verbindung zu der Gemeinde, die 160 Kilometer von Budapest entfernt in einer landschaftlich unberührten Umgebung liegt. Ein Thermalbad mit heilendem Wasser, Kirchen, städtische Kunstgalerien und Museen sowie kontaktfreudige und freundliche Einwohner laden dort Besucher zum Verweilen ein. „Wir sind nur ein kleines Volk. Wir brauchen Partner, damit wir uns nach außen öffnen können“, erklärte Irén Tóthné Szabó. Die Ungarin übersetzte auf dem Partnerschaftsfest nicht nur für Gyomaendröds Bürgermeister András Várf, sondern war insgesamt als Dolmetscherin sehr gefragt.

Dass die Chemie zwischen den drei Rathauschefs stimmt, war nicht nur beim Umtrunk mit dem ungarischen Barack pálinka (Aprikosenschnaps) zu beobachten. Die Stimmung im Herrnhof steigerte sich im Laufe des Abends noch. Das Blasorchester Büdesheim und die Trommelgruppe „Perkussion Total“ der Musikschule Schöneck-Nidderau brachten die Besucher zum Schwingen. Für weitere musikalische Unterhaltung sorgte das französische Orchester „Batterie Fanfare La Renaissante“.

Verschiedene Abteilungen der Majorettes „Les Etoiles“ aus Frankreich glänzten mit originellen Tanzeinlagen, eine ungarische Rumba-Tanzgruppe ließ die Bühne erbeben. Auch die Volkstanz- und Volksmusikgruppe zeigte heißblütige Tänze und führte in einer außergewöhnlichen Choreografie vor, wie ungarische Frauen sogar mit leeren Weinflaschen auf dem Kopf die Röcke schwingen lassen können.