Menschen zu einem gesunden, aktiven Lebensstil zu motivieren, ist Berufung und Herzensangelegenheit von Tine Holst. Einmal als erfolgreiche Profi-Triathletin, und einmal als Sport-Expertin eines Unternehmens.
Bad Vilbel. Die Physiotherapeutin, Profi-Triathletin, Turn- und Skilehrerin blickt auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Sportlerin zurück. Seit Oktober 2014 wohnt die Dänin der Liebe wegen im Bad Vilbeler Stadtteil Massenheim: „Ich bin ein Landmädchen, deshalb gefällt es mir in der Quellenstadt gut. Nur das Meer vermisse ich hier. Ich wollte von Anfang an international arbeiten, habe mit dem Rucksack die Welt erkundet. Zuhause ist für mich, wo mein Herz ist.“ Ihren Lebenspartner lernte sie beim Training in Mallorca kennen. „Da er eine Tochter hat, bin ich hierher gezogen.“
International gelernt
Geboren und bis zu ihrem zwölften Lebensjahr aufgewachsen ist Tine Holst in der dänischen Stadt Næstved auf Süd-Seeland. „Ich hatte eine schöne Kindheit auf einem Bauernhof mit vielen Tieren und einem großen Garten. Ich habe Handball und Fußball gespielt und geturnt.“ Ab der zehnten Klasse besuchte sie ein Sportinternat und nahm als Turnerin an nationalen Wettkämpfen teil. Nebenbei segelte sie mit ihrem Vater und dem älteren Bruder in einem „Männerteam“ als Wettkampfseglerin über die Meere.
Nach dem Bachelor-Degree (berufsqualifizierender Hochschulabschluss) in Physiotherapie ging sie nach Österreich, wo sie eine internationale Ausbildung zur Skilehrerin abschloss. Danach ließ sie sich ein Jahr lang in Pilates ausbilden. Es folgten Stellen als Physiotherapeutin und Skilehrerin in einer Klinik, in einer Clubanlage und einem Fitness-Center in der Schweiz. „Da kam ich mit 25 Jahren zum Ausdauersport. Es ist nie zu spät generell mit Sport und im Besonderen mit dem Laufen anzufangen. Ich bin das beste Beispiel dafür. Mit 25 Jahren bin ich zum ersten Mal gelaufen und mit 27 Jahren habe ich erstmals auf einem uralten Rennrad gesessen.“
Im Herbst 2007 bestritt sie in ihrer dänischen Heimat ihren ersten Triathlon in der olympischen Disziplin (1000 Meter Schwimmen, 45 km Radfahren, 10 km Laufen). „Es hat geregnet und ich hatte gleich zwei platte Reifen.“ Trotz allem motivierte sie der Wettkampf dazu Kraulen zu lernen. „Neun Monate später habe ich bei einstelligen Temperaturen in Zürich meinen ersten Ironman bestritten.“
Obwohl die sportliche Tine Holst in der Königsdisziplin Triathlon als Mittdreißigerin zu den „Spätzündern“ gehört, hat sie inzwischen 15-mal an Ironman-Wettbewerben teilgenommen und fast alle mit einer Top 10-Platzierung abgeschlossen. In diesem Jahr startete Tine Holst bei fünf Wettbewerben auf lokaler Ebene, die sie alle gewann. In Bad Vilbel trainiert sie bei Björn Hauptmannl (Eintracht-Frankfurt) Schwimmen im Berger Schwimmbad oder im Vilbeler Freibad, läuft an der Nidda entlang, radelt über die Hohe Straße und durch den Taunus. Ihre sportlichen Erfolge verdankt Tine Holst nicht nur hartem Training und eiserner Disziplin, sondern auch ihrem starken Willen. In Spanien fuhr 2009 ein Auto in ihr Rad, begrub die Sportlerin unter sich. „Mein Rad war Schrott, hat mich aber geschützt. Ich hatte auf der linken Seite alle Rippen gebrochen, mehrere kleinere Knochenbrüche und schwere Prellungen. Die Ärzte rätselten, warum ich keine Frakturen in den Beinen und Organverletzungen hatte. Dieser schwere Unfall, die Todeserfahrung und die höllischen Schmerzen haben mich viel über den Wert des Lebens gelehrt.“
Schwere Unfälle
Tine Holst kämpfte sich zurück. Bereits vier Monate nach ihrem Unfall startete sie im Oktober 2009 beim Ironman in Barcelona. Sie gewann in ihrer Altersklasse, wurde 17. in der Gesamtwertung. „Jeder Atemzug tat höllisch weh. Ich habe lange gebraucht, um wieder ohne Angst Radfahren zu können.“ Ende November verunglückte sie beim Skiunterricht in Davos erneut. Sie blieb im Kunstschnee hängen, verdrehte ihr Knie, das vordere Kreuzband links riss total.
„Nach der Notoperation im Krankenhaus fragte ich mich: Wieso passiert mit das alles in einem Jahr? Ich hatte meine feste Stelle als Physiotherapeutin gekündigt, um mehr Zeit zum Trainieren zu haben, wollte nach Südafrika.“ Sie war noch im gleichen Jahr wieder erfolgreich als Sportlerin. „Es ist wichtig, nie aufzuhören an sich selbst zu glauben. Wir werden alle in unserem Leben geprüft. Heute gehe ich eher auf Menschen zu als früher, bin nicht mehr so verbissen ehrgeizig.“
Ihre Familie kommt zur Ironman-Europameisterschaft zum Daumendrücken nach Deutschland. Über Anfeuerungen ihrer Vilbeler Mitbürger entlang der Strecke – sie hat die Startnummer 60 – würde sich Tine Holst sehr freuen.